Kampagne: Rezept gegen Ärztemangel

Werbelinie soll Turnusärzte anlocken: Wilfing, Theresa Roiser und St. Pöltens Spitalsdirektor Gamsjäger (v.li.)
Land und Spitalsholding wollen Jungmediziner mit Anreizen nach NÖ locken.

In mehreren Landesspitälern können freie Turnusplätze nicht mehr nachbesetzt werden. Vor allem im Krankenhaus Waidhofen an der Thaya ist die Situation angespannt, weil auszubildende Ärzte fehlen.

In acht bis zehn Jahren werde das Gesundheitssystem wegen Ärztemangels vor dem Kollaps stehen, glauben Insider, wenn nicht bald zusätzliche Studienplätze und Anreize für Mediziner geschaffen werden. Um den Bedarf an Jungärzten in den nö. Landeskliniken bestmöglich abzudecken, setzt das Land Niederösterreich nun auf eine Palette an Maßnahmen. Das Motto lautet: "Turnus mit Herz".

Nachholbedarf

Dass Nachholbedarf besteht, belegen aktuelle Zahlen. "Seit der Einführung der Eignungstests ist die Anzahl der Absolventen des Medizinstudiums rückläufig. Waren es 2007 österreichweit noch 1797 Absolventen, so sind es 2013 nur mehr 1168 gewesen", sagt Landesrat Karl Wilfing. Um die Gesundheitsversorgung in Niederösterreich auf hohem Niveau halten zu können, hat er unter dem Begriff "Mission Turnus" neue Anreize geschaffen, um Jungmediziner nach Niederösterreich zu bringen.

Nicht nur landeseigene Ausbildungsmöglichkeiten wie etwa Karl Landsteiner Privat-Medizin-Uni und die drei Universitätskliniken St. Pölten, Tulln und Krems, sondern auch zusätzliche Angebote wie kostenlose Weiterbildungsseminare, geförderte Fortbildungen und Vertiefungsworkshops seien wichtige Lockmittel. "Für mich war auch mitentscheidend, von Tirol nach NÖ zu wechseln, dass hier die neue Maximalarbeitszeit für Spitalsärzte (Anm.: 40 bzw. 48 Wochenstunden) bereits umgesetzt ist", erklärt Medizinerin Theresa Roiser, die für ihren Turnus das Uniklinikum St. Pölten ausgewählt hat.

Entlastung

Damit sich die nö. Spitalsärzte künftig auf ihre Kernkompetenz konzentrieren können, plant die Landeskliniken-Holding die Entlastung der Mediziner bei administrativen und organisatorischen Aufgaben. So sollen Tätigkeiten, wie Blutabnahme und Legen eines Infusionszugangs, von einem diplomierten Pflegepersonal übernommen werden. Gleichzeitig laufen zwei Pilotprojekte, um zu sehen, inwieweit Bürokräfte auch diverse Schreibaufgaben erledigen können.

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