Hochzeit auf einer Baustelle

Die eingerüstete Fassade der Kirche.
Pfarrer ließ Kirche einrüsten, ohne Brautpaaren Bescheid zu geben.

Es sollte der schönste Tag im Leben des verliebten Paares werden. Doch am Ende war selbst Dompfarrer Toni Faber, der die beiden traute, peinlich berührt.

Seit Monaten drehte sich bei Sebastian S. (37) und seiner Braut Steffi (27) alles um die Vorbereitungen zur Hochzeit. Die Vorfreude auf den großen Tag war riesig. Das Paar hatte längst entschieden, in Eckartsau im Nationalpark Donau-Auen zu heiraten, weil sich beide von Anfang an in das idyllisch gelegene Jagdschloss und die direkt daneben liegende Pfarrkirche verliebt hatten. Für die Trauung hatten sie Toni Faber gewinnen können. Doch wenige Tage vor der Hochzeit mit 120 Gästen kam das böse Erwachen. Als der Bräutigam nach Eckartsau (Bezirk Gänserndorf) fuhr, um die letzten Vorbereitungen zu treffen, war die Pfarrkirche plötzlich zur Gänze eingerüstet und die hübsche Fassade dahin – und das alles, ohne dass jemand das Brautpaar darüber informiert hätte.

Schock

"Ich war schockiert, als ich zur Kirche gekommen bin, und die war komplett eingerüstet. Außerdem blockierten die Baucontainer den Eingang", schildert Bräutigam Sebastian S., der sofort in der Pfarre intervenierte. Doch er stieß beim Pfarrer des Ortes damit auf taube Ohren. Auch die Pfarrgemeinderäte waren vom plötzlichen Beginn der Kirchenrenovierung so kurz vor den beiden einzigen Hochzeiten des Sommers überrascht.

Der zuständige Pfarrer, Erich Neidhart, sah allerdings keine Veranlassung, mit den Bauarbeiten noch ein paar Tage zu warten. "Es gibt doch keine Verpflichtung der Kirche, ein Brautpaar über Renovierungsarbeiten zu informieren. Das wird dann gemacht, wenn die Baufirma kann und Zeit dafür ist", meinte der Geistliche. Dass sich die Termine überschnitten haben, bezeichnet er als "höhere Gewalt". "Außerdem handelte es sich sowieso um eine externe Hochzeit. Es steht jedem Paar frei, sich woanders trauen zu lassen."

Rettungsversuch

Bei der Erzdiözese Wien bedauert man den Vorfall. "Es tut uns sehr leid. Es wäre natürlich Aufgabe des Pfarrers gewesen, den Termin zu kommunizieren", sagt Pressesprecherin Mathilde Kraus. Dompfarrer Toni Faber versuchte die Situation während der Trauung in der verhüllten Kirche mit Wortwitz und Humor zu retten, ohne seinem geistlichen Kollegen in den Rücken zu fallen: "Man kann sich auch an wesentlich schlechteren Orten ein Jawort geben, das ewig hält."

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