Hochwasser: FPÖ sorgt für Eklat auf Facebook

FPÖ, Facebook
FPÖ Traismauer weist Hochwasser-Hilfe von muslimischer Jugend zurück.

Wieder einmal erregt die FPÖ mit einem Facebook-Posting Aufsehen. Diesmal ist es ein Post der Freiheitlichen aus Traismauer im Bezirk St. Pölten Land in Niederösterreich.

Am Montag rief die muslimische Jugend Österreich auf ihrer Facebook-Seite alle jungen Muslime auf, bei den Aufräumarbeiten nach der Hochwasserkatastrophe in Österreich mitzuhelfen. "Österreich braucht dich jetzt" ist dort zu lesen. In der Presseaussendung, die die muslimische Jugend im Zuge dessen auf Facebook verlinkte, ruft sie die Jugendlichen dazu auf, sich zu melden und verspricht, Helfer in die vom Hochwasser betroffenen Orte zu schicken: "Genau in diesem Moment braucht uns Österreich", steht in dem Aufruf. Und: "Wir fühlen mit den Betroffenen und werden (...) anpacken, wo es geht." Bundesvorsitzende Amira Al Khatib sehe es als "unsere Verantwortung", Jugendgruppen in Gebiete zu entsenden, wo sie "besonders gebraucht werden."

Die FPÖ in Traismauer sieht das offenbar anders. Auf ihrer Facebook-Seite postete die Partei am Montag: "ICH DENKE DIE ÖSTERREICHER KOMMEN SEHR GUT OHNE EUCH ZURECHT!!! Und dass (sic!) IN JEDER HINSICHT". Auf Twitter äußerte sich auch der Leiter der FPÖ-Pressestelle im Parlament, Martin Glier, zum Posting der Traismaurer Kollegen: "Ganz einfach. Die müssen jetzt völlig alleine - ohne MJÖ - aufräumen. Bin aber sicher die schaffen das", teilte Glier am Dienstag auf Twitter mit.

Ortsobmann entschuldigt sich

Der Obmann der FPÖ Traismauer, Michael Schuller, distanzierte sich Dienstagvormittag von dem Posting, das ein Vorstandsmitglied Montagabend verfasst hat: "Das entspricht nicht der Parteilinie", sagt Schuller. Er hat das Posting gelöscht. "Es ist egal, wer mithilft. In solchen Situationen brauchen wir jede helfende Hand", meint Schuller, der in der Gemeinde für den Katastrophenschutz zuständig ist. Der Verfasser des Facebook-Postings wurde von ihm als Administrator gelöscht. Weitere Konsequenzen wolle man parteiintern regeln. In der Zwischenzeit teilte auch FP-Landesparteisekretär Christian Höbart mit, dass der Verfasser des "inakzeptablen Eintrags" seine Äußerung "mit dem Ausdruck des tiefsten Bedauerns zurückzieht und sich bei allen, die er damit beleidigt hat, entschuldigt".

Kritik an dem Posting der FPÖ kommt nun auch von der Bundespartei der Grünen. Integrationssprecherin Alev Korun verurteilt den Eintrag als "dermaßen jenseitig". Kritisiert wird der Facebook-Eintrag auch von den örtlichen Parteien in Traismauer: Die ÖVP zeigt sich in einer Aussendung "schockiert", Vertreter der Bürgerliste MIT seien "ernstlich erschüttert".

Muslimische Jugend: "Traurig und schade"

Erschüttert ist auch die Muslimische Jugend. "Wir finden es traurig und schade, dass das in so einer schlimmen Situation diskutiert wird. Im Vordergrund sollten die Betroffenen stehen und nicht eine politische Diskussion", sagt Marawan Mansour von der Muslimischen Jugend Österreich.

Am Nachmittag hat der KURIER den Verfasser des Postings, Thomas R., erreicht. "Es tut mir aufrichtig leid", sagt R. Er sei kein Rassist, aber: "Ich war oft selbst im Hochwasser im Einsatz und habe gesehen, dass Geschäfte geplündert worden sind." "Leider" oft auch von "Ausländern", meint R. Seine persönliche Facebook-Seite musste er am Dienstag laut eigenen Angaben stilllegen. Sein Posting möchte er zwar nicht als "Trottelaktion" titulieren, aber es sei halt eine "Provokation" gewesen.

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