Hakenkreuz-Opfer steht unter Tatverdacht

Im Februar hatte der 52-Jährige ein Hakenkreuz in die Brust geritzt
Der 52-Jährige soll die Überfälle vorgetäuscht haben. Mordermittler zeigten ihn bei der Staatsanwaltschaft an.

Robert T. war wochenlang entstellt. Gleich zwei Mal sollen Unbekannte den 52-jährigen Niederösterreicher überfallen, niedergeschlagen und ihm Hakenkreuze in Stirn und Oberkörper geritzt haben. Wochenlang hat die Mordkommission in dem Fall ermittelt – mit höchst überraschendem Ergebnis: Robert T. wird vom Opfer zum Beschuldigten. Er soll die Überfälle erfunden und sich die Verletzungen selbst zugefügt haben. Am Montag wurde er wegen Vortäuschung einer mit Strafe bedrohten Handlung, Verleumdung und falscher Zeugenaussage bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt angezeigt. Wie der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Erich Habitzl, bestätigt, wird demnächst über die Anklage in dem Fall entschieden.

Der Krimi hatte wochenlang für Schlagzeilen gesorgt. Robert T. und seine Frau führen in Bad Fischau seit Jahren einen erbitterten Nachbarschaftsstreit.

Im vergangenen September soll T. auf einem Feldweg von drei Maskierten vom Rad gerissen worden sein. Er hatte Schnittwunden am Kopf und nach dem Vorbild des Hollywood-Streifens "Inglourious Basterds" ein Hakenkreuz in der Stirn. Die Schläger sollen ihm "schöne Grüße" vom Nachbarn ausgerichtet und angedroht haben, sein Haus abzufackeln, wenn er und seine Frau nicht bald ausziehen. Die Staatsanwaltschaft schenkte der Sache Glauben und nahm den 33-jährigen Schwiegersohn des Nachbarn in Untersuchungshaft. Beteiligung an der Tat konnte ihm jedoch im Prozess keine nachgewiesen werden, er wurde freigesprochen.

Gefesselt

Zwei Monate später, am 18. Februar, wurde Robert T. von einem Lkw-Chauffeur auf einem Feldweg seines Wohnortes erneut schwer verletzt aufgefunden. Er war stark unterkühlt, seine Hände waren am Rücken mit Kabelbindern gefesselt und in die Brust hatte er ein riesiges Hakenkreuz geritzt. Der 52-Jährige sagte aus, dass die Täter mit einem grünen VW mit Gänserndorfer Kennzeichen einen Verkehrsunfall vorgetäuscht und ihn mit einem wuchtigen Hieb auf den Hinterkopf bewusstlos geschlagen hatten.

Der Fall wurde darauf hin von den Mordermittlern des nö. Landeskriminalamtes übernommen. Sie sind sich nun sicher, dass Robert T. die Überfälle vorgetäuscht hat, um die Schuld den Nachbarn in die Schuhe zu schieben.

Rufdaten-Rückerfassungen und Ermittlungen zu dem grünen VW hätten keinerlei Ergebnisse gebracht. Zudem sollen sich einige Aussagen des 52-Jährigen widerlegen lassen. Auch die Spurensicherung am Fahrzeug des Mannes brachte keine Hinweise darauf, dass das Auto wie behauptet von den Tätern weggebracht wurde. Außerdem sei von dem angeblich schweren Schlag auf den Hinterkopf keine Verletzung im Krankenhaus festgestellt worden.

Kein Vertrauen

Im Gespräch mit dem KURIER zeigt sich der 52-Jährige entsetzt, dass er über das Ermittlungsergebnis nicht informiert wurde. Sein Vertrauen in Polizei und Justiz hatte er schon nach dem ersten Prozess verloren. Deshalb habe er sich auch einen Anwalt genommen.

Auch Robert T.s Frau wurde wegen falscher Zeugenaussage beim Staatsanwalt angezeigt.

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