Lkw blieb zwischen Schranken stecken - Fahrer gerettet

Zugunfall, Götzendorf
21-Jähriger zerrte Lkw-Fahrer aus dem Fahrzeug. Dieser wollte zurück, um seinen Lkw zu retten und wurde erneut vor anfahrendem Zug gerettet.

Zum Lebensretter wurde der 21-jährige Benjamin Heidegger Montagabend in Götzendorf, Bezirk Bruck/Leitha. Er zerrte einen polnischen Lkw-Lenker, der mit seinem Fahrzeug beim Bahnhof zwischen den Schranken eingeschlossen war, in letzter Sekunde aus dem Führerhaus – zwei Mal. Der Lkw wurde kurz darauf von einem herannahenden Güterzug regelrecht zermalmt.

Lkw blieb zwischen Schranken stecken - Fahrer gerettet
Bahnunfall Götzendorf
„Ein Freund und ich sind gerade zum Fußballtraining gefahren", erinnert sich Heidegger. Als sie am Bahnübergang hielten, hörte er hektisches Hupen. Der 48-jährige Lkw-Lenker dürfte gegen 19 Uhr trotz sich bereits schließender Schranken in die Bahnkreuzung eingefahren sein und wurde eingeschlossen. Doch anstatt Gas zu geben und den Schranken an der Sollbruchstelle zu durchbrechen oder aus dem Fahrzeug zu springen, blieb er im Führerhaus sitzen. Heidegger, der bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv ist und als freiwilliger Sanitäter beim Grünen Kreuz arbeitet, zögerte nicht und rannte zu dem Lkw. „Die Tür war versperrt und der Fahrer hat nur gehupt.“ Der 21-Jährige schrie den Polen an und zerrte ihn schließlich aus dem Auto, weg von den Gleisen. Doch die Gefahr war damit noch nicht gebannt. Denn als der Lenker bemerkte, dass ein aus Wien kommender Zug beim Bahnhof gehalten hatte, wähnte er sich in Sicherheit und lief zurück, um seinen Lkw zu retten. Dabei übersah er jedoch einen Güterzug, der sich aus Richtung Bruck näherte. „Der wollte wieder einsteigen“, erzählt Heidegger fassungslos. Also lief er nochmals auf die Gleise und zerrte den Mann am Leiberl aus dem Gefahrenbereich. „Ein bis zwei Sekunden später hat eh schon der Frachtenzug das Auto mitgenommen.“

Wurfgeschosse

Der Aufprall war heftig – und gefährlich. Der Güterzug zerfetzte den Lkw. Die Ladung, Bremsscheiben und Kupplungsteile, wurde meterweit durch die Luft geschleudert. Wie Wurfgeschosse schlugen die Trümmer sogar in ein Wartehäuschen am Bahnsteig ein. Glücklicherweise befanden sich gerade keine Menschen im Gefahrenbereich. „Wenn Personen am Bahnsteig gestanden wären, hätte es einige Verletzte gegeben“, ist sich der 21-jährige Lebensretter sicher. Er alarmierte die Einsatzkräfte und kümmerte sich um den Lokführer des Unfallzugs. Dieser wurde bei dem Crash leicht verletzt.

Aufgrund des Unfalls musste die Bahnstrecke zwischen Gramatneusiedl und Bruck an der Leitha von 19.00 bis 22.15 Uhr gesperrt werden. Hunderte Fahrgäste saßen jedoch auf den Bahnhöfen Gramatneusiedl und Bruck/Leitha fest bis ein Schienenersatzverkehr eingerichtet worden war.

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