Geschützlärm: Schlaflos in Blumau

Geschützlärm: Schlaflos in Blumau
"Wir fühlen uns wie im Krieg": Bundesheer-Übungen bringen Anrainer um ihre Nachtruhe. Diese steigen jetzt auf die Barrikaden.

Nach einem anstrengenden Arbeitstag freue ich mich auf mein ruhiges Bett", sagt Gertrude Hall aus Blumau-Neurißhof (Bez. Baden). In letzter Zeit will es mit der wohlverdienten Nachtruhe aber nicht klappen. "In der nahen Jansa-Kaserne wird bis spät in die Nacht mit schwerem Geschütz geschossen, das ist ja nicht mehr auszuhalten", schildert die Büroleiterin verärgert. Ende Juni sollen die nächtlichen Salven gar im Minutentakt abgefeuert worden sein. "Ich führe über die Ballerei Aufzeichnungen. Erst gestern war es wieder unerträglich. So kann es nicht weitergehen."

Vor 18 Jahren ist Gertrude Hall aus Wien ins Grüne gezogen. "Wir wollten raus aus der lauten Großstadt und rein in die Ruhe." Doch nun ist es laut Hall mit der Ruhe vorbei. Übungen am Bundesheer-Schießplatz Felixdorf und in der Kaserne Großmittel "rauben mir den letzten Nerv".

Als sie hergezogen ist, war ihr klar, dass sie mit Geschützlärm rechnen muss, betont Hall. "Aber nicht in dieser Intensität. Bei mir klirren manchmal die Scheiben, wie in einem Kriegsgebiet! Im Sommer müssen wir in der Nacht die Fenster schließen." Hall weiter: "Das Bundesheer ist wie ein Kind, das um Watschen bettelt."

Um dem "Kind", wie die  Anrainerin sagt, wieder Manieren beizubringen, wollten die aufgebrachten Blumauer bereits einen Sitzstreik vor der Kaserne abhalten. "Wir haben das dann aber doch gelassen." Lieber will man auf dem Rechtsweg um Ruhe kämpfen. Mittlerweile liegen Beschwerden bei der parlamentarischen Bundesheerkommission und der Volksanwaltschaft vor. Auch Verteidigungsminister Norbert Darabos hat Post aus Blumau erhalten. "Schauen Sie", sagt Hall, "ich will das legal und sachlich durchziehen. Aber es geht um unsere Lebensqualität."

Bevölkerung schützen

"Das Österreichische Bundesheer hat einen gesetzlichen Auftrag. Wir sind für den Schutz der Bevölkerung zuständig. Und das müssen wir üben", sagt Oberst Michael Bauer. Die Truppe sei in den letzten Jahren durch diverse Reformen kleiner geworden, die Übungen somit auch weniger, sagt der Heeressprecher. Für Hall hingegen ist klar. "Wir kämpfen weiter. Damit wir wieder ruhig schlafen können."

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