Geiseln haben den Amoklauf verarbeitet

Geiseln haben den Amoklauf verarbeitet
Vor einem Jahr überfiel ein Pferdezüchter aus dem Wienerwald die BH in Klosterneuburg. Der KURIER sprach mit den Überlebenden und der Witwe des Opfers.

Es war ein Jahr mit vielen Höhen und Tiefen, die Tiefen haben überwogen", sagt Dorothea Mayer. Kommende Woche, am 22. März, jährt sich der Amoklauf im Klosterneuburger Amtsgebäude der Bezirkshauptmannschaft (BH) Wien-Umgebung zum ersten Mal. Dorothea Mayer hat dabei ihren Ehemann verloren: Alexander Mayer, Leiter der BH-Forstabteilung wurde von Pferdezüchter Alfred Fuchs gut ein Dutzend Mal angeschossen – als blutige Entladung eines lange schwelenden Konflikts mit der Bezirksbehörde. Der Beamte erlag zwei Wochen später im Wiener AKH seinen Verletzungen.

Kein Schlussstrich

"Die 25 Jahre, die ich an der Seite meines Mannes verbringen durfte, sind meine Kraftquelle", sagt seine Witwe. Trotzdem sei es auch ein Jahr danach "nicht so einfach, einen Schlussstrich zu ziehen".

Aus Anlass des bevorstehenden Jahrestags empfing Innenministerin Johanna Mikl-Leitner am Mittwoch die Beteiligten der Bluttat. Sachbearbeiterin Margarethe Bunkrad wurde von Fuchs stundenlang als Geisel festgehalten, Bezirksförster Martin Abel – er stand auf der Todesliste des Amokläufers – verschanzte sich in seinem Büro und hielt die Tür von innen zu. Zu Helden wurden die beteiligten Beamten der Spezialeinheit Cobra – Einsatzleitung: Hannes Gulnbrein – und jene zwei Polizisten, die den angeschossenen Beamten aus der Schusslinie brachten: Michael Scharf, Kommandant der Polizeiinspektion Weidling und Alexander Wessely aus Klosterneuburg.

Förster Martin Abel hat den Amoklauf weggesteckt. "Ich lebe noch und bin gesund, außer dass ich mich sechs Stunden im Büro versteckt habe, ist nichts passiert." In der Nacht aufgeschreckt sei er nur ein Mal, "das war wenige Tage danach". Die Ehrung habe das Ereignis allerdings wieder hochkommen lassen, "als ob es gestern gewesen wäre".

Bei der Verarbeitung habe ihm die Krisenintervention und das Akutteam Niederösterreich sehr geholfen – "und die vielen Gespräche, die ich mit Familie und Freunden geführt habe."
Geisel Brigitte Bunkrad will hingegen nicht mehr viele Worte über das Geschehene verlieren. "Es ist alles gesagt." Nur so viel: Bis zur Bluttat war die Beamtin Nichtraucherin, gestern verschwand sie gleich nach der Ehrung durch die Innenministerin auf eine Zigarette auf den Gang.

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