Gastwirte sind mit Nerven am Ende: "Finden kein Personal"

Hinweisschild vor einem Lokal in Feldkirchen.
Verzweifelte Suche nach Köchen und Servicekräften, Wirte-Vertreter kritisiert: "Viele liegen in sozialer Hängematte."

"Heute geschlossen – Kein Personal aber 500.000 Arbeitslose. Sorry, Der Wirt!" Es waren nur wenige handgeschriebene Worte, die auf einem Schild vor seinem Restaurant in Feldkirchen (OÖ) vor ein paar Tagen zu lesen waren. Trotzdem war der Frust von Martin Hintringer spürbar. "Ich finde keine Mitarbeiter mehr. Mehr Gehalt ist leider nicht drin, weil der Staat schon so viel nimmt", betont der Gastronom, der dennoch auf baldige Bewerbungen hofft. Damit er sein Lokal nahe eines Golfclubs nicht erneut geschlossen halten muss, bekommt er derzeit personelle Unterstützung von seiner Familie und von Freunden.

Nicht nur Hintringer ist mit den Nerven am Ende, sondern viele Gastwirte und Hoteliers im gesamten Bundesgebiet: "Heuer habe ich schon mehr als 200 Bewerbungsgespräche geführt. Aber keines war bisher erfolgreich", erklärt Eveline Pichler, Chefin des Hotels "Donauhof" in Emmersdorf, Bezirk Krems, die dringend mehrere Bedienstete benötigt. Die Aussagen vieler Jobsuchender seien haarsträubend und bringt sie schon so weit, zu glauben, dass bei vielen der Arbeitswille fehlt: "Einer hat gesagt, er hat kein Geld für den Sprit. Ein weiterer meinte, dass er nur bis 12 Uhr arbeiten will. Eine andere ist nicht zum Gespräch erschienen", ärgert sich Pichler.

Frust der Gäste

Ein Gastronom aus Linz, der seit 25 Jahren Wirt ist, meint zu wissen, warum Arbeitsuchende einen weiten Bogen um die Gastronomie machen wollen: "Die Gäste werden immer unfreundlicher und laden ihren Frust am Kellner ab. Das will keiner ertragen", betont der Wirt und meint, dass die Gastronomie nicht so schlecht zahle. 1640 Euro brutto, Gratis-Konsumation und 100 bis 300 Euro Trinkgeld pro Monat seien ordentlich, heißt es.

Dass laut AMS bundesweit 43.500 Personen in der Gastronomie offiziell einen Job suchen und 4700 Stellen ausgeschrieben sind, lässt Mario Pulker, Bundesobmann der Gastronomie, zu einem Schluss kommen: "Viele Arbeitslose liegen entspannt in der sozialen Hängematte. Es darf nicht sein, dass Leute 60 Euro mehr bekommen, wenn sie nicht arbeiten", kritisiert der Wirte-Vertreter und verlangt umgehend Konsequenzen.

Dass Sanktionen gesetzt werden, wenn fehlender Arbeitswille gemeldet wird, belegen Zahlen des AMS. Im Vorjahr hätten alleine in NÖ fast 3200 Jobsuchende sechs Wochen lang ihren Anspruch auf Arbeitslosengeld verloren. Die Bezirksbehörden seien gefordert, die Sanktionen im Bedarfsfall zu setzen, erklärt ein Sprecher des Sozialministeriums.

Nur mit fairen Löhnen seien die Probleme zu lösen, meint Markus Wieser, Präsident der nö. Arbeiterkammer. Er fordert 1700 Euro als Untergrenze. Immerhin würden Wirte flexiblere Dienstzeiten, Teildienste, Mehrtätigkeiten und ständige Erreichbarkeit verlangen. Auch Lehrlinge seien deswegen frustriert. "Bis zu 75 Prozent sind nach der Ausbildung nicht mehr im erlernten Beruf tätig", sagt Wieser.

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