Ein Rundgang im "ROMY"-Hotel Sofitel

Ein Rundgang im "ROMY"-Hotel Sofitel
Was kann das neue Hotel Sofitel am Donaukanal? Der Chef persönlich hat uns durch sein Haus geführt, in dem sich auch die ROMY-Nominierten wohlfühlen werden.

Es ist ungefähr das Schlimmste, das man dem Leiter eines Top-Hotels antun kann, wenn er einen durch die einzelnen Zimmer führt. Ein ganz kleiner Wunsch, der ein hochkomplexes Logistik-Ballett ins Wanken bringt: Hände waschen.

Ein Rundgang im "ROMY"-Hotel Sofitel

Sich in einem Hotelzimmer, in dem man selbst nicht eingecheckt hat, in dem aber möglicherweise jetzt gleich oder in wenigen Stunden ein neuer Gast einzieht, die Hände zu waschen, macht einen ganzen Ablauf an Putz- und Polierarbeiten zunichte. Wasserspritzer auf dem Waschbecken aus edlem Corian. Eines der sechs streng gefalteten Mini-Handtücher benutzt (die Hermès-Seife traute man sich von vornherein nicht anzurühren). Das Wort Zerstörung kommt einem in den Sinn. General Manager William Haandrikman entsorgt das Beweismittel persönlich, bevor er uns tapfer lächelnd zurück zum Lift und hinauf in die Suite Imperial führt (siehe Link unten: Video "5-Sterne-Deluxe: Leben im Glaspalast").

Ein Rundgang im "ROMY"-Hotel Sofitel

Haandrikman stammt aus den Niederlanden, ist erst 41 Jahre alt, hat aber bereits Häuser der französischen Hotelgruppe in Moskau, New York und in seiner Heimat aufgebaut. Durchschnittlich arbeitet er vier Jahre an einem Ort. In Wien wird er voraussichtlich länger bleiben. Schließlich ist das Sofitel am Donaukanal eines der neuen Top-Häuser des Unternehmens, eines, das zum Vorzeigemodell für weitere Projekte im High-End-Bereich werden soll. Haandrikman mag Schnitzel und war auch schon am Stuhleck Ski fahren. "Etwas Schöneres als länger hier zu bleiben, könnte mir gar nicht passieren", sagt er.

Lautlos schliesst er jetzt die Türe zur 180 Quadratmeter großen Suite Manifique auf. Sie ist ganz in Schwarz, Grau und Weiß gehalten und bietet einen im wahrsten Sinn des Wortes atemberaubenden 180 Grad Blick über die Dächer der Stadt. Dazu Esszimmer für 12 Personen, eigene Küche zum Anrichten, Jacuzzi, Hamam und vier Flachbildschirme. Ja , was denn sonst?

Ein Rundgang im "ROMY"-Hotel Sofitel

Die Sicherheitsbestimmungen, das lernen wir im Laufe unseres Rundgangs, entsprechen im gesamten Gebäude den höchsten internationalen Standards. In zwei großen Suiten könnten - und so hat man es sicher ganz bewusst angelegt - auch Präsidenten wohnen. Oder Minister, Königsfamilien, Scheichs, Oligarchen.

Jeder Gast kann nur mit seiner Zimmerkarte den Lift aktivieren. Und damit nur genau in das Stockwerk fahren, in dem er wohnt. An den special rooms , wie Suiten und Super-Suiten, ist zudem außen keine Zimmernummer angebracht. Eine einfache Türe und niemand weiß, was sich dahinter verbirgt. Hinter der ersten Tür wartet ein kleiner Vorraum mit einer zweiten. Diese ist mit einer Türklingel versehen. Eine kleine Kamera geht an, wenn hier geläutet wird. Diskretion ist oberstes Gebot.

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Jean Nouvel ist ein Architekt mit großem, klingendem Namen. Prachtbauten wie das Institut du Monde Arabe und die Fondation Cartier in Paris oder die Oper in Lyon haben ihn weltberühmt gemacht. Heute ist Nouvel, weil so gefragt, zu einer Art Architektur- und Designfabrik mit unzähligen Mitarbeitern geworden. Als Mastermind des Wiener Hotelprojektes hat er die in ihn gesetzten Erwartungen nicht enttäuscht: Hier werden Besucheraugen nicht mit Deko-Kitsch oder überambitioniertem Design-Firlefanz belästigt.

Nouvel ist - ganz Franzose und ganz Mann - in seiner minimalistischen Strenge radikal, heimelig wird einem auf den ersten Blick nicht. Bei näherer Betrachtung ist man allerdings schnell von der Ausführung beeindruckt: Alle Möbel, ob in der Lobby oder im Wellnessbereich, sind von höchster Qualität (die meisten wurden nach Nouvels Entwürfen von der Firma Wittmann angefertigt). Eine spezielle Soft-Touch-Beschichtung auf Sesseln, Liegen und Wänden macht das Berühren zum sinnlichen Erlebnis, alles fühlt sich weicher und sanfter an, als man es von anderen Orten gewohnt ist.

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Am radikalsten ist das Konzept der Hotelzimmer: Ausnahmslos gibt es nur entweder ganz in Weiß, Grau oder Schwarz gehaltene Zimmer und Suiten. Einzig die 180 Quadratmeter große Suite Manifique teilt sich in schwarze, weiße und graue Räume. Alle Räume des Hotels, das sich offiziell Sofitel Vienna Stephansdom nennt, spielen mit dem Blick auf den Stephansdom, geben den Blick auf ihn frei oder zitieren in eigenen Glasmustern das eigentümliche Muster seiner Dachfläche.

Die Aussicht steht auch in den Gästezimmern im Mittelpunkt, der Rest ist einer einzigen Farbe (richtiger wäre natürlich Nichtfarbe) gewidmet: Die weißen Zimmer wirken frisch und strahlend hell, die grauen edel und elegant.

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Die schwarzen Zimmer sind diejenigen, vor denen sich viele Gäste zuerst am meisten fürchten. Schwarze Wände, schwarzer Boden, schwarze Möbel, schwarze Bettwäsche, schwarzes Bad. Für viele schwer vorstellbar, dass man es gut darin aushält.
Wir sind nach dem Besuch eines solchen Raumes überzeugt: Glänzende und matte Schwarztöne wechseln einander ab, alles ist edel und schön und wirkt in dieser Tönung extrem beruhigend. Die Aussicht wirkt noch dramatischer.

Haandrikmans Tag beginnt um 7.15 Uhr mit der Begrüßung des gesamten Personals und endet um 21 Uhr nach den letzten Besprechungen für den kommenden Tag.Wenn man mit ihm durch die Gänge geht, ist es nicht wie in den Ufa-Filmen aus den 50er-Jahren: Keiner der Angestellten haucht mit ehrfürchtiger Verbeugung "Herr Direktor". Man versteht sich als Team. "Ich bin hier für alle der William." Jetzt muss er schnell weiter. In der Lobby warten Arbeiter, die Ausmalarbeiten vornehmen werden. Wir verabschieden uns. Und träumen noch eine ganze Weile vom schwarzen Zimmer.

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