Ehemann überrollt: Witwe unter Mordverdacht

In der Hauseinfahrt überfahren: Manfred S. starb mit 49 Jahren .
Laut Staatsanwalt gibt es ein neues Motiv, nämlich 300.000 Euro von der Versicherung.

War das Staffelfinale der ORF-Fernsehserie "Vorstadtweiber" die Vorlage für einen raffinierten Mord? Eine Frau fährt ihren Mann im Retourgang in der Hauseinfahrt über den Haufen.

Nur eine Woche nach der Ausstrahlung kam es am 16. März im Bezirk Wiener Neustadt zu einem sehr ähnlichen Zwischenfall: Der 49-jährige Bauunternehmer und Vater eines schulpflichtigen Sohnes, Manfred S., wurde in der Einfahrt seiner Villa von seiner Ehefrau Doris S. (51) mit deren Minivan überfahren und getötet.

Nachdem Polizei und Staatsanwaltschaft anfangs noch von einem tragischen Unfall ausgingen, hat sich das Blatt vor einigen Tagen gewendet. Wie die Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt bestätigt, wird nun wegen Mordverdachts gegen die Ehefrau ermittelt: "Es ist jetzt eine Motivlage aufgetaucht. Wir ermitteln deswegen in Richtung Paragraf 75 (Mord, Anm.)", erklärt Sprecher Erich Habitzl. Mord- und Tatort-Ermittler des nö. Landeskriminalamts haben vergangene Woche die Villa des Paares auf den Kopf gestellt und die Computer und persönlichen Unterlagen beschlagnahmt.

Trennung

Die Obduktion und die Untersuchungen zum Tod des Unternehmers haben ergeben, dass dieser hinter dem automatischen Schiebetor in der Hauseinfahrt am Boden lag, als er spätabends vom rückwärts fahrenden Wagen seiner Ehefrau überrollt wurde. Die Feuerwehr musste den Van anheben, um den schwerst verletzten Eingeklemmten zu befreien. Kurz darauf starb der Mann.

Den bisherigen Ermittlungen zur Folge lebte das aus der Steiermark stammende Paar in Scheidung. Obwohl die 51-Jährige in den ersten Einvernahmen betonte, sie hätte durch den Tod ihres Mannes keinerlei finanziellen Vorteil, hat sich nun das Gegenteil herausgestellt. Die Ermittler sehen darin ein mögliches Motiv. "Anfangs hat die Frau angegeben, dass die Lebensversicherung keine Deckung habe, weil die Prämien nicht einbezahlt wurden", so ein Kriminalist.

Als Doris S. jedoch kürzlich das Obduktionsergebnis ihres Mannes für die Versicherung anforderte, wurden Polizei und Staatsanwalt stutzig. "Es besteht anscheinend doch ein Versicherungsschutz", erklärt Habitzl. Als Begünstigte der Ablebensversicherung ihres Mannes sollen der Witwe rund 300.000 Euro zustehen. Diese Umstände haben die Staatsanwaltschaft dazu veranlasst, die Ermittlungen auf Mordverdacht auszuweiten. Für die 51-Jährige gilt die Unschuldsvermutung. Sie befindet sich auf freiem Fuß.

Als nächster Schritt findet die Spurenauswertung der sichergestellten Unterlagen aus der Villa des Paares statt. Abgewartet wird auch, ob die toxikologische Blutuntersuchung des Leichnams weitere Aufschlüsse bringt.

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