Der geheime Serien-Dreh in der Burg

Der geheime Serien-Dreh in der Burg
Die Beteiligten haben Sprechverbot, doch den Anrainern blieb das Filmset nicht verborgen.

Dazu darf ich Ihnen leider nichts sagen", antwortet der Tavernenbetreiber auf der Burg Kreuzenstein kurz und bündig. Gemeint sind die umfangreichen Dreharbeiten im Vorjahr zur amerikanischen Fantasy-Produktion "The Quest". Auch der Burgherr, Graf Johann Nepomuk Wilczek, möchte sich zur Produktion nicht äußern. Für alle gilt ein Sprechverbot. Nicht umsonst wurde der Schauplatz rund um die Burg und den angrenzenden Wald, während der Aufnahmen komplett abgeschirmt. "Die Securitys sind sogar mit Hunden durch den Wald patrouilliert", erzählt Rudolf Fürhauser, der selbst gerne in irgendeiner Komparsen-Rolle mitgewirkt hätte.

Ein zweiter Mond

Trotz höchster Geheimhaltung blieb den Anrainern die eine oder anderes Szene aber nicht verborgen. Johanna Paschinger erinnert sich an eine nette Geschichte während dem Kartenspielen im Garten. "Ich habe kurz hinauf geschaut und der Mond stand genau über der Burg. Ich habe mir nur gedacht: Der ist heute aber groß." "Und plötzlich ist links davon ein zweiter, nämlich der echte Mond aufgetaucht", sagt ihr Ehemann Bruno.

Gernot Exel war hingegen etwas verwundert, als er bei einem Spaziergang mit seiner Familie vor einem bisher unbekannten Waldschloss stand. "Der Aufbau war sicher acht Meter hoch und hat täuschend echt gewirkt", sagte der zweifache Familienvater. Seitlich daneben waren mehrere, rund drei Meter tiefe Löcher ausgegraben worden: "Darin dürften sie ihre Gefangenen eingesperrt haben." Eine dritte Anrainerin glaubt wiederum, ein Lagerfeuer und rundherum Schauspieler in Jutesäcken beobachtet zu haben.

Der geheime Serien-Dreh in der Burg
The Quest: Anrainer Karl Raithofer

Am Parkplatz vor der Burg hatten sowohl die Schauspieler als auch die Crew ihre Zelte aufgeschlagen. "Das ist ja beinahe eine kleine Stadt gewesen", sagt Karl Raithofer. In der Mitte war ein großes Festzelt aufgebaut, rundherum standen die Wohncontainer. Sogar eine eigene Werkstatt für die Kulissen wurde errichtet. Die strenge Geheimhaltung hat mittlerweile viele neugierig gemacht. "Ich hoffe, dass man die Folgen im Internet sieht", sagt eine Pensionistin.

Leise Kritik

Die Geheimniskrämerei hat jedoch auch für ein wenig Kritik gesorgt. Unter anderem musste die Waldstraße für Dreharbeiten einige Male gesperrt werden. "Die Anfragen sind allerdings immer sehr kurzfristig gekommen, manchmal sogar erst kurz vor Drehbeginn", ärgert sich Bürgermeister Karl Stich. Und auch die Nachtaufnahmen sorgten für Aufregung.

Der geheime Serien-Dreh in der Burg
The Quest: Anrainerin Luzia Massatsch

Egal, ob Tag oder Nacht, der Drehort wurde mit riesigen Kränen und Scheinwerfern ausgeleuchtet. "Die haben uns bis ins Schlafzimmer geleuchtet", führt Luzia Massatsch an.

Beliebter Drehort

Verärgert ist sie dennoch nicht. Immerhin präsentieren solche Filmproduktionen die Region, und mittlerweile habe man sich daran schon gewöhnt. Schließlich wird die Burg Kreuzenstein schon seit den 1960er-Jahren als Filmkulisse herangezogen. Vor sechs Jahren wurde etwa der Blockbuster "Der letzte Tempelritter" gedreht. "Da war sogar der Nicolas Cage bei uns", erzählt Maria Stelzer durchaus stolz. "Mit den Pferden und Kutschen sind sie dann immer an unserem Haus vorbeigefahren", fügt eine Nachbarin hinzu. Auch wenn die Dreharbeiten im Vorjahr laut Bürgermeister Stich bisher die größten Herausforderungen mit sich gebracht haben, auf die kostenlose Werbung für Leobendorf möchte man dennoch nicht verzichten.

Hexen, Ritter, Magier: Seit dem Erfolg von „Herr der Ringe“ oder der TV-Serie „Game of Thrones“, die in den USA derzeit alle Rekorde bricht, weiß man, dass mystische Welten beim Zuschauer gut ankommen.

Auf der anderen Seite des Unterhaltungsbogens stehen Reality-Formate wie „Ich bin ein Star, holt mich hier raus!“. Der US-Sender ABC vereint in seiner neuen Blockbuster-Produktion die Tugenden beider Genres: „The Quest“ ist als Abenteuer für echte Menschen in einer Fantasiewelt angelegt.

Zwölf Kandidaten treffen dort als Paladine auf andere Märchenfiguren. Als Drehort wurde Burg Kreuzenstein ausgewählt (siehe oben). Die Schauspieler wurden ebenfalls in Österreich angeworben. Eine der Hauptrollen spielt Peter Windhofer. Mit Susanne Gschwendtner, die neben Windhofer als "Königin" glänzt, wurden auch Jan Hutter, Marcello de Nardo für tragende Rollen gecastet. Auch Nicole Beutler ist in einer kleinen Rollen in der ersten Folge zu sehen.

Start Ende Juli

Für ABC beginnt das Abenteuer am 31. Juli, wenn der Zehnteiler, der vor allem auf den HBO-Hit „Game of Thrones“ abzielt, auf Sendung geht. Die Kandidaten schlüpfen ebenfalls in Fantasy-Kostüme und dürfen wohl bei „Herr der Ringe“-artigen Schlachten dabei sein, stets begleitet von Schauspielern wie Windhofer, die ihre Rollen nicht verlassen. Die Aufgaben, die die Kandidaten vor sich haben, werden außerdem einiges an Grusel- und Mystikfaktor bieten: Riesige Oger, Drachen und andere Kreaturen aus dem Reich der Fantasie warten auf die Bewerber. Als Waffen und Werkzeuge dienen Schwerter und Armbrüste.

Für Fantasy-Fans ist auch relevant, dass die Serie von Mark Ordesky mitproduziert wird, der schon die „Herr der Ringe“-Trilogie von Peter Jackson auf den Markt gebracht hat.

Einziger Wermutstropfen: In Österreich läuft die Serie nicht.

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