Branche fühlt sich umzingelt von vielen Widrigkeiten

Mario Pulker hält die Bedingungen in seiner Branche für extrem schwierig
Der Fachverbandsvorstand der Gastronomie sieht immer mehr Probleme für Kollegen.

Der Blick von der Terrasse seines Hotels in Aggsbach Dorf, Bezirk Melk, auf die Wachau wirkt, als wäre die Welt der Gastronomie in Ordnung. Ist sie aber aus Sicht von Mario Pulker nicht: Der neu gewählte Bundesvorstand des Fachverbandes Gastronomie in der Wirtschaftskammer sieht sich mit einer Situation in der Branche konfrontiert, die er für unerträglich hält.

KURIER: Herr Pulker, wie beurteilen Sie derzeit die Lage der Gastronomie?

Mario Pulker: Nehmen wir einfach meinen eigenen Betrieb als Beispiel: Meine Frau und ich haben den Betrieb der Eltern von acht auf 25 Mitarbeiter vergrößert. Bei dreifachem Umsatz ist der Gewinn gleich geblieben. Ich will ja nicht jammern, aber da stimmt doch etwas nicht.

Wo sehen Sie die Ursachen?

Die Regelung, dass in Vereinslokalen geraucht werden darf, ist aus meiner Sicht ein weiterer von vielen Sargnägeln – wie Vereins- und Winzerfeste – für die Wirtshäuser auf dem Land.

Wirte wehren sich mit Anzeigen.

Das stimmt, aber oftmals sind diese das letzte Mittel um unsere Forderung nach "Fair-Play" durchzusetzen. In der Praxis wollen wir lediglich die Einhaltung der gesetzlichen Bestimmungen von allen Seiten – auch von der "Vereinsfest"-Gastronomie. Da geht es auch um immerhin 25.000 Arbeitnehmer, die in der NÖ Gastronomie beschäftigt sind und rund 630 Lehrlinge, die hier ausgebildet werden. Auch sie verdienen Fairness. Ein großer Teil der Beschwerden kommt außerdem von Privatleuten. Oft Müttern, die sich ärgern, dass ihre Kinder sich bei Vereinsfesten betrinken.

Gibt es weitere Probleme?

Ja, beispielsweise die überbordende Bürokratie. In Schwimmteich unseres Hotels beispielsweise müssen wir zwei Mal täglich die Temperatur messen und all 14 Tage kommt zusätzlich noch jemand von der Umweltschutzanstalt, um zu testen, ob der Teich die geforderte Trinkwasserqualität hat. Das kostet mich jedes Mal rund 300 Euro.

Wie sieht es mit dem Personal aus?

Ebenso dramatisch. Man findet kaum Personal. Topleute kosten richtig viel Geld, wer gut ist, soll natürlich auch verdienen. Ich habe normalerweise bis zu sechs Lehrlinge, aber heuer hat sich keiner gefunden, der passt. Die Tourismusschulen bilden gute Leute aus, aber die gehen zu 90 Prozent nicht in den Tourismus. Klar, die haben viel gelernt und gute Umgangsformen, die nimmt auch jede Bank gern.

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