Bleifreie Jagd bei Schützen im Visier

Einige Besitzer wollen, dass ihre Grundstücke für Jäger tabu sind
Vorstoß des Umweltministeriums sorgt für heftige Debatten im Kreise von 120.000 Jägern.

In Österreich wird, wie im Rest der Welt, seit jeher mit bleihaltiger Munition geschossen – sowohl von Jägern als auch von Sportschützen. Das könnte sich aber bald ändern, zumindest nach Ansicht des Umweltministeriums. Wie aus einer aktuellen parlamentarischen Anfragebeantwortung von Minister Andrä Rupprechter (ÖVP) hervorgeht, strebt das Umweltministerium einen "Ausstieg aus der Verwendung bleihaltiger Munition" an. Die verantwortlichen Beamten wollen im Zuge der Erarbeitung eines Dossiers die EU-weite Debatte in der Causa beschleunigen. Der Vorstoß des Ministeriums sorgt im Kreise der etwa 120.000 heimischen Jäger für heftige Debatten und führt auch zu Widerstand.

Die Diskussion rund um die bleifreie Munition ist an sich nicht neu. Nachdem die Angelegenheit in den vergangenen Jahren jedoch eingeschlafen schien, drückt das Umweltministerium in der Causa nun ordentlich aufs Gas. "Es gibt breit angelegte Studien, dass der massive Schwermetalleintrag in der Natur auch durch die Freisetzung von Bleimunition zurückzuführen ist", erklärt der Chef der Abteilung für Chemiepolitik im Umweltministerium, Thomas Jakl.

Vergiftete Vögel

Die Befürworter der bleifreien Jagd bringen immer wieder gerne das plakative Beispiel vergifteter Greifvögel. Es ist in der Vergangenheit immer wieder vorgekommen, dass beispielsweise Geier beim Verzehr von Aas bleihaltige Munitionsrückstände zu sich genommen haben und daran verendet sind. Von Seiten der Jägerschaft bezweifelt man jedoch stark, dass solche Rückstände aus Projektilen von Kugelgewehren (Büchsen) stammen. "Was anderes ist das bei Schrotmunition. Bei der Jagd auf Wasservögel mit Schrot ist es natürlich zu einem Eintrag von Blei in die Umwelt gekommen", sagt der Generalsekretär der österreichischen Landesjagdverbände, Peter Lebersorger. Aus diesem Grund habe man 2011 auch reagiert und ein Verbot von Bleischrot bei der Jagd auf Wasservögel per Verordnung beschlossen. Bei Kugelgewehren sieht Lebersorger im Einklang mit den Landesjagdverbänden derzeit keinen akuten Handlungsbedarf. Von Seiten der Industrie sei das System der bleifreien Munition noch gar nicht ausgereift. Die Landesjagdverbände laden derzeit ihre Mitglieder ein, sich selbst ein Bild zu machen und bleifreie Munition im Zuge des Schießtrainings auszuprobieren.

Ballistik

Derzeit gibt es bleifreie Produkte nur für einige Kaliber – und da mit großen Qualitätsunterschieden bei der Ballistik. "Es hat keinen Sinn, das Österreich hier einen Alleingang versucht, wo andere europäische Staaten wie Deutschland in der Sache bereits wieder zurückrudern", so Lebersorger. "Bis die Sache ausgereift ist, dauert es noch Jahre."

Auch einer der größten Händler für Jagdwaffen und Munition in Österreich, die Firma Dschulnigg aus dem Salzburger Flachgau, warnt in einem Schreiben an Vizekanzler Reinhold Mitterlehner vor einem "bleifreien Schnellschuss" Österreichs.

Aus dem Ministerium heißt es, dass mit Augenmaß vorgegangen wird. "Es wird niemals ein Total-Verbot für Bleimunition geben. Wir brauchen aber alternative Beschränkungen", erklärt Thomas Jakl.

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