Bier, Bikes und Bioobst: Kreative bringen neues Leben in alte Klostermauern

Rainer Mraz und Braumeister Günther Thommös brauen sie Lambic, Gose und Berliner Weiße.
Das Missionshaus St. Gabriel wird mit Start-ups, Hotel und kleine Shops zum neuen Marktplatz.

Kreativ-Brauerei – der Name ist ihnen lieber. Nicht so abgenutzt wie das derzeit vielbemühte Craft Beer. Obwohl es genau das ist, was Braumeister Günther Thommös und Rainer Mraz seit Kurzem in den Backsteinbauten in St. Gabriel, Maria Enzersdorf, zusammenbrauen. Vor Kurzem haben die beiden ihr Unternehmen "Beerstarter" und ihre kleine Brauerei "Hopfenartisten" eröffnet.

Neben der Eigenproduktion bieten die Jungunternehmer Wanderbrauern eine Produktionsstätte und brauen im Auftrag ihrer Kunden Bier – den Rezeptwunsch dazu kann man ganz leicht online in Auftrag geben. "Das Konzept ist weltweit einzigartig", ist Mraz überzeugt. In drei Mini-Sud-Anlagen und zwei Übersee-Kühlcontainern werden nun außergewöhnliche Biersorten hergestellt. Wie etwa Marillen-Lambic, Zitronenmelissen-Bier, Berliner Weiße oder Gose. "Wir haben die Kapazität, dass wir pro Monat 150 Biere ausprobieren", schwärmen die Neu-Brauerei-Chefs. Thommös ist kein Unbekannter. Mit der "Bierzauberei" in Brunn/Gebirge betrieb er einst die kleinste gewerbliche Brauerei in Österreich.

Die beiden Bierexperten sind nicht die einzigen Jungunternehmer die im alten Missionshaus eine neue Heimat gefunden haben. Der ehemalige Radprofi Peter Fröhlich hat hier im Vorjahr mit Kumpel und Techniker Felix Schneider das Start-up "Chase" gegründet. Klosterleben, das war einmal.

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Grätzel
Nun stellen die beiden Maria Enzersdorfer unter anderem spezielle Carbon-Felgen her. Der Clou: Sie seien besser bremsbar als jene der Mitbewerber. Zudem bauen die Bike-Experten Räder nach speziellen Kundenwünschen (ab 2500 Euro)und betreiben das Radreparatur-Service "Bike-Schneiderei". "Die ist für die Allgemeinheit da. Damit die Leute wieder mehr Radfahren", erzählt Fröhlich lachend. "In der Südstadt wird eigentlich viel mit dem Rad erledigt. Es gibt aber kein Radgeschäft." Von St. Gabriel sind sie begeistert. "Wir sind mit unserer Firma bewusst da", betont Fröhlich. "Es ist toll hier. Wir Unternehmer helfen uns gegenseitig."

Lebenswelten

"Unser Motto lautet ja ,Lebenswelten St. Gabriel’", erklärt Friedrich Mayrhofer, Chef des Immobilienfonds der Steyler Missionare. Schon jetzt leben neben den 45 Ordensbrüdern Flüchtlinge auf dem fünf Hektar großen Areal, auf dem sich auch ein alter Bauernhof, eine alte Mühle sowie eine ehemalige Druckerei befinden. Bildungseinrichtungen wie eine Montessori-Schule locken Kinder an, herrlich duftet es aus der Backstube der Mödlinger Pâtisserie "Schnabulerie". Auch ein Modefotograf und eine Buchbinderei sind zu finden. Und bis 2017 soll mit dem "Gabrium" ein Seminarhotel mit 23 Zimmern, ein Veranstaltungszentrum – etwa für Hochzeiten – und ein Restaurant entstehen. "Zudem wollen wir in dem alten Bauernhof kleine Shops und Werkstätten ansiedeln", verrät Mayrhofer. So soll ein kleiner Marktplatz entstehen.

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Grätzel
Ein Vorhaben, das ein weiteres St. Gabrieler Original freut: Klosterbauer Johannes Kleedorfer, der schon jetzt Paaren mit Agapen in seinen herrlichen Obstgärten den Mund wässrig machen will. Seit fünf Jahren bietet er Gemüsebaulehrgänge an, um den Menschen den Umgang und den Respekt mit der Natur wieder nahe zu bringen. "Macht es selber, wenn ihr Freiflächen, Balkone oder Gärten habt", predigt er. In St. Gabriel ist er dafür richtig.

Wer & wo:

"Hopfenartisten":

www.beerstarter.at

"Bike Schneiderei":

www.bikeschneiderei.at

"Klosterbauer":

www.klosterbauer.at

Buchhandlung "Kral St. Gabriel":

www.kral-buch.at

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