Betrug mit Virenschutzprogramm: 72 Mio. Dollar Schaden

Die Passkontrolle am Flughafen Schwechat wird häufig zur Stolperfalle für gesuchte Verbrecher.
Tatverdächtiger aus Weißrussland sitzt seit Juni in Korneuburg in Haft. USA fordern Auslieferung.

Anfang Juni ist der Polizei am Flughafen Wien-Schwechat ein dicker Fisch ins Netz gegangen. Das ist kein Einzelfall, bis zu 80 international gesuchte Kriminelle werden jedes Jahr bei der Ein- oder Durchreise gestoppt.

Der weißrussische Unternehmer, Alexander M., wurde als Mitglied eines weltweit agierenden Internet-Betrügerringes von Interpol 2013 zur Fahndung ausgeschrieben. Die Bande soll die Computer von Hunderttausenden Nutzern mit einem Virus infiziert und den Betroffenen sofort einen Virenschutz verkauft haben. Über die Kreditkartenfirma von Alexander M. sollen laut den Daten von beschlagnahmten Servern alleine 17,7 Millionen US-Dollar an Zahlungen für den Virenschutz abgerechnet worden sein. US-Behörden beziffern den Gesamtschaden mit 72 Millionen US-Dollar.

Wie Friedrich Köhl von der Staatsanwaltschaft Korneuburg dem KURIER bestätigt, sitzt der verdächtige Weißrusse seit 19. Juni in einer Zelle der Justizanstalt Korneuburg in Auslieferungshaft. Seine Wiener Anwälte versuchen die Auslieferung an die USA derzeit mit einer Beschwerde beim Oberlandesgericht Wien zu verhindern.

Laut Justizministerium gibt es grundsätzlich ein Auslieferungsabkommen zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten. Die Ausnahme ist, wenn Beschuldigten in den USA die Todesstrafe droht.

Durch die internationalen Kooperationen und länderübergreifende Ermittlungen nimmt die Zahl des Gefangenenaustausches zwischen einzelnen Ländern ständig zu. Im vergangenen Jahr hat Österreich 255 Personen an andere Staaten ausgeliefert, 201 Gefangene wurden hingegen an Österreich ausgeliefert.

Drehscheibe

Für viele international gesuchte Kriminelle wird die Einreise am Flughafen Schwechat zur Stolperfalle. "So etwas kommt schon ein bis zwei Mal pro Woche vor", heißt es beim Stadtpolizeikommando Schwechat.

Bei der Passkontrolle werden die Daten der Einreisenden registriert. "Es wird im Computer automatisch eine Fahndungsanfrage gemacht und sofort kontrolliert, ob gegen die Person ein Haftbefehl besteht", erklärt ein zuständiger Beamter.

Im Falle eines Treffers wird der oder die Verdächtige in einen Vernehmungsraum gebracht und einer genaueren Überprüfung unterzogen. "Das zuständige Gericht entscheidet über die Festnahme. Diese erfolgt natürlich nur, wenn das Delikt weswegen die Person gesucht wird, auch in Österreich strafbar ist", sagt ein Polizeisprecher.

Den letzten spektakulären Aufgriff gab es vor knapp zwei Jahren. Damals wurde ein in Indien wegen Vergewaltigung und Mordes gesuchter Mann am Flughafen festgenommen.

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