Betriebsrat verspekuliert Geld von Mitarbeitern

Betriebsrat verspekuliert Geld von Mitarbeitern
Affäre in Konzern im südlichen NÖ: Der Schaden beträgt bis zu 200.000 Euro.

Der Fall ist bei einer routinemäßigen Überprüfung der Arbeiterkammer ans Tageslicht gekommen. Der Betriebsratsvorsitzende eines renommierten Konzerns im südlichen NÖ soll im großen Stil Gelder aus dem Betriebsratsfonds verspekuliert beziehungsweise veruntreut haben. Nach einer Selbstanzeige des Mannes sind seit einigen Tagen die Betrugs-Ermittler des nö. Landeskriminalamtes (LKA) eingeschaltet. Der entstandene Schaden wird derzeit auf 160.000 bis 200.000 Euro geschätzt.

Jeder der 450 Arbeiter des Betriebes zahlt seit Jahren monatlich zwölf Euro in einen eigenen Betriebsratsfonds ein. Im Laufe der Zeit wurden so enorme Rücklagen gebildet. Das Geld sollte in Form von Gutscheinen, Weihnachtsaktionen, oder anderen Ausschüttungen wieder an die Belegschaft zurück fließen. "Wir prüfen diese Fonds regelmäßig. In diesem Fall hat unser Prüfbericht ergeben, dass hier Gelder nicht mündelsicher verwaltet wurden", erklärt die stellvertretende Direktorin der NÖ-Arbeiterkammer, Bettina Heise.

Nach dem Auffliegen der hochnotpeinlichen Affäre trat der Arbeiterbetriebsrats-Vorsitzende der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) die Flucht nach vorne an und ging zur Polizei. Wegen der Tragweite des Falles hat das LKA die Ermittlungen übernommen. Nach dem bisherigen Stand hat der Verdächtige die Gelder aus dem Fonds genommen und in das Pyramidenspiel einer bekannten Einkaufsgemeinschaft eingezahlt. Gegen Vorauszahlungen werden Kunden hohe Profite versprochen. Allerdings sind in Österreich zahlreiche Klagen anhängig, weil es in den wenigsten Fällen tatsächlich zu Gewinnauszahlungen kommt.

"Ob das Geld auf diesem Weg verschwunden ist, oder auch auf andere Weise, untersuchen wir zur Zeit", erklärt ein Ermittler des LKA.

Reißleine

Der betroffene Betriebsrat selbst hat vor einigen Tagen die Konzernleitung über seinen Fehltritt informiert. Er hat zugegeben, das Betriebsratsvermögen ohne jeglicher Beschlüsse und Wissen der Gremien selbst "veranlagt" zu haben. Der Gewerkschafter ist seinem Dienstgeber zuvor gekommen und hat selbst die Reißleine gezogen. Er hat alle Funktionen im Betrieb zurück gelegt und sich in einem Brief bei allen 450 Mitarbeitern entschuldigt. Laut seinen Angaben hat er das Vermögen in der Hoffnung auf eine "hohe Verzinsung" verjubelt.

Laut dem Chef der gegnerischen Betriebsrats-Fraktion, Josef E., hat sich die Affäre schon im vergangenen Jahr abgezeichnet: "Er hat ohne Beschlüsse im vergangenen Sommer um 22.000 Euro Tickets für den Formel-1-Grand Prix gekauft. Wir haben es aufgedeckt und verlangt, dass das Geld zurück gezahlt wird. Außerdem sind Sitzungsprotokolle einfach verschwunden. Das ist eine riesige Sauerei. Ein Betrug an 450 tüchtigen Mitarbeitern."

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