"Beschützer" war Stalker und wurde zum Vergewaltiger

Der 39-jährige Angeklagte nahm das Urteil an
10 Jahre Haft für 39-Jährigen, der Expartnerin und eigener Tochter das Leben zur Hölle machte

Was eine 40-jährige Frau aus dem Waldviertel über Monate erleben musste, wirkt wie der Inhalt eines Psychothrillers: Der einzige Mann, dem sie vertraut hatte, und der sie zu beschützen schien, stellte sich als Verursacher ihres Albtraums heraus.

Die von Oktober 2014 bis März 2015 erlebten Demütigungen und die Angst haben bei der Frau eine schwere Posttraumatische Belastungsstörung ausgelöst. Sie erträgt keine geschlossenen Türen, wacht beim kleinsten Geräusch auf. Sie wird wohl noch lange Therapie benötigen.

Alles begann, als ihr Ex-Lebensgefährte und Vater ihrer 16-jährigen Tochter nach zwei Jahren Haft wegen Raubes entlassen wurde. Um als "Beschützer" wieder eine Rolle in der Familie zu erhalten, schuf er einen "Stalker". Schickte anonyme SMS mit Komplimenten an die Frau. Die glaubte, ein Unbekannter wolle mit ihr flirten. Als der "Verehrer" andeutete, er wisse, wo ihre Tochter zur Schule geht, machte sie – aus Angst um das Kind – den Fehler, ihm Nacktfotos und ein eindeutiges Video von sich zu schicken. Das nützte der Mann brutal aus. Er verlangte in Hunderten SMS mehr Fotos und Filme und drohte damit, die erlangten Bilder an ihren Bekanntenkreis, an die Tochter und deren Schulkollegen zu schicken. Mehrmals deutete er an, der Tochter könne etwas zustoßen, schickte dem Kind ein Nacktbild der Mutter. In seiner Rolle als Familienvater übernachtete der Mann "als Schutz" bei der Frau, begleitete die Tochter zur Polizei, um Anzeige zu erstatten.

Als die 40-jährige im Jänner misstrauisch wurde und in seiner Jacke ein Absender-Handy fand, zeigte sie ihn an. Der Mann erhielt die Auflage, sich beiden nicht mehr zu nähern. Kurz war Ruhe. Im März überfiel und vergewaltigte er die Frau. Zwang sie, einen Brief an ihn zu schreiben, dass sie alles nur erfunden hatte. Vor Gericht weinte er nun. "Selbstmitleid", meinte Opfervertreterin Elisabeth Janischkowetz. Urteil: zehn Jahre Haft, rechtskräftig.

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