Bahn als "Himmelstreppe" nach Mariazell

Bahn als "Himmelstreppe" nach Mariazell
Mariazellerbahn neu: Pathetischer Name, fetziges Design und eidgenössische Wertarbeit sollen einen Touristenmagneten schaffen.

Die Himmelstreppe muss Themenparkcharakter haben, um international erfolgreich zu sein." Die Augen von Top-Designer Hannes Rausch leuchten, wenn er von der von ihm gestalteten neuen Mariazellerbahn spricht.

"Die Himmelstreppe" heißen jene Zuggarnituren, die ab 2013 auf der Stecke zwischen St. Pölten und Mariazell verkehren werden. Die historischen Ötscherbär-Garnituren - auf denen die neuen Lokführer des Landes gerade eingeschult werden - bleiben als Nostalgiezug erhalten.

Gebaut werden die neuen Züge von der Stadler Bussnang AG im Schweizer Kanton Thurgau. Bei einem Werksbesuch warf Verkehrslandesrat Karl Wilfing dieser Tage einen Blick in die Zukunft. Neun Niederflur-Triebzüge hat die NÖ Verkehrsorganisationsgesellschaft NÖVOG bei Stadler bestellt. Besonderes Highlight sollen die vier Panoramawagen mit extragroßen Fensterflächen werden.

Glacier Express

Vorbild für die "Himmelstreppe" ist der Schweizer Glacier Express. Er befährt die Strecke von St. Moritz nach Zermatt durch die Schweizer Alpen und ist mit jährlich 250.000 Fahrgästen die Bahn Europas mit den meisten touristischen Reisenden.

Die Mariazellerbahn hat aktuell rund 60.000 touristische Fahrgäste pro Jahr - der Pendlerverkehr beschert der Bahn jährlich insgesamt 500.000 Fahrgäste. Die Zahl soll deutlich gesteigert werden. "Es wird so viel investiert, da müssen die Passagierzahlen einfach ein neues Level erreichen", analysiert Designer Hannes Rausch.

65 Millionen Euro kostet allein das neue Wagenmaterial. Inklusive Infrastrukturmaßnahmen fließen 117 Millionen Euro in die neue Mariazellerbahn. Warum, das erklärt Wilfing so: "Wenn künftig über Bahnfahren in Österreich gesprochen wird, muss über die Mariazellerbahn geredet werden. Unser Angebot ist der Standard der Zukunft." NÖVOG-Chef Gerhard Stindl ergänzt: "Unser Bestreben muss sein, zu den Besten zu zählen." Es gehe um "Qualität in der Dienstleistung vom Gleisbau bis zum Personal". Deshalb fahre die NÖVOG ab 2. November mit eigenem Lokpersonal.
Laut Karl Wilfing soll die Marziazellerbahn auch ein Signal an die ÖBB sein: "Sie müssen fit werden für das dritte Jahrtausend."

In Zukunft: Rascher und komfortabler

Strecke Die längste Schmalspurbahn Österreichs überwindet auf ihrer Strecke von St. Pölten nach Mariazell 619 Höhenmeter. Für die 84 Kilometer lange Strecke benötigt man derzeit 2 Stunden 40 Minuten.

Züge Die neuen, vollklimatisierten Niederflurzüge werden deutlich schneller sein. Pro Zug - mit Internetzugang und videoüberwacht - gibt es 127 Sitzplätze. Die Panoramawagen bieten Premiumausstattung und -service.

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