Auf Kontrollgang im AMS-Kurs

Auch die Kursunterlagen werden von Resch geprüft
In NÖ werden AMS-Kurse unangekündigt geprüft. Der KURIER war dabei.

Das Arbeitsmarktservice Wien hat kürzlich die Notbremse gezogen. Hunderte Beschwerden von Arbeitslosen waren eingegangen. Über in ihren Augen "sinnlose Aktivierungskurse", die sie besuchen mussten, um ihr Arbeitslosengeld nicht zu verlieren. Das Kursangebot wird nun überarbeitet.

In Niederösterreich sind aktuell knapp 54.000 Menschen arbeitslos. Rund 11.450 von ihnen besuchen einen AMS-Kurs. Beschwerden gibt es auch hier. Allerdings deutlich weniger als in Wien. Im Vorjahr wurden etwa 220 negative Kundenreaktionen registriert.

2013 investierte der nö. Jobvermittler 74 Millionen Euro in Schulungsangebote. Heuer werden es etwa genauso viel sein. Das AMS NÖ verlangt entsprechende Gegenleistungen. "Wir stellen an Kursinstitute Mindestanforderungen, die sie erfüllen müssen, wenn sie mit uns ins Geschäft kommen wollen", sagt Gerhard Razesberger aus der Förderabteilung. Dazu zählen etwa qualifizierte Trainer, ein detailliertes Kurskonzept oder ein barrierefreier, modern ausgestatteter Kursort. Die Kurse werden außerdem unangekündigt überprüft. Walter Resch ist dafür als externer Kontrollor im Einsatz. Der KURIER begleitete ihn und AMS-Mann Razesberger auf ihrer Tour.

Sechs Männer und eine Frau sitzen an diesem Nachmittag im Seminarraum 2 des Hotels im Kremser Gewerbegebiet. Lagerlogistik, Bewerbungstraining und Karriereplanung stehen am Kursplan. Die ursprünglich größere Gruppe wurde bereits in den ersten Wochen dezimiert. Warum? "Oft flüchten sich die Kursteilnehmer in den Krankenstand", schildert Resch seine Erfahrungen. Das ist in Krems anders: Vier Teilnehmer haben bereits in den ersten Wochen einen Arbeitsplatz gefunden, einer hat eine Job-Zusage. "Ein außergewöhnlich hoher Anteil", befindet Resch. Er checkt Kursunterlagen, Vortragsplan, Räumlichkeiten und fühlt Trainer Martin Ohler auf den Zahn. Der gebürtige Deutsche – "ich war selbst lange arbeitssuchend und habe dann beim AMS den Trainerkurs gemacht" – macht auf Resch einen sehr guten Eindruck.

Erfahrungen

"Auch wenn man glaubt, man weiß in einem gewissen Alter alles, zeigt einem der Trainer trotzdem noch was Neues", sagt einer der Kursteilnehmer. "Das ist mein dritter AMS-Kurs, aber der erste, der mir was bringt." Kritik am AMS kommt von einem anderen Mann: "Ich wollte den Kranschein machen. Der wird aber nur gezahlt, wenn ich eine Einstellungszusage von einer Firma habe. Das find ich nicht gut." Razesberger erklärt: "Die Ausbildung ist kostenintensiv. Ohne definitive Aussicht auf einen Arbeitsplatz können wir das nicht einfach zahlen. Wir müssen unsere Mittel bestmöglich einsetzen." Ganz zufrieden ist der Kursteilnehmer mit dieser Erklärung nicht. Aber er freut sich auf das anstehende zweiwöchige Praktikum. Vielleicht gibt es ja dort die Chance auf einen fixen Arbeitsplatz.

Der im Artikel beschriebene Trainer Martin Ohler, 49, wird seine Schützlinge nach ihrem Praktikum nicht mehr betreuen können. Er erlag vor wenigen Tagen einem Herzleiden.

Die Zufriedenheit mit den AMS-Kursen ist längst nicht immer so hoch wie beim KURIER-Lokalaugenschein in Krems. Manchmal kommt es vor, dass die Beschwerden über den Kursanbieter derart massiv sind, dass das AMS NÖ die Schulungsmaßnahme abbrechen muss.

"Bei gröbsten Versäumnissen des Kursveranstalters kann es schon vorkommen, dass wir den Vertrag mit ihm vorzeitig kündigen", bestätigt Mario Danler, Leiter der Förderabteilung. Werden vereinbarte Leistungen nicht oder nur unzureichend erbracht (gering qualifizierte Trainer, mangelhafter Kursort, etc.), kommt es zu Preisminderungen, die durchaus auch 40 Prozent ausmachen können. Auf diese Weise versucht das AMS, die Qualität der Schulungen hoch zu halten.

Wesentlichste Mittel zur Qualitätssicherung sind die Kurskontrolle und die Befragung der Kursteilnehmer. 2013 haben insgesamt 17.000 Arbeitslose an dieser Bewertung teilgenommen. Beurteilt wurde mit 1 (sehr gut) bis 6 (sehr schlecht). Die Gesamtzufriedenheit wurde von den AMS-Kunden mit 1,82 bewertet.

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