Mann "hortete" Tauben in Schwechat

In dem völlig verwahrlosten Haus lebte der Mann mit bis zu 200 Tauben zusammen.
Mit 200 Zuchttauben in verdrecktem Haus gelebt. Tiere in sehr schlechtem Zustand.

Ein Mann hat in einem völlig verwahrlosten Haus im Raum Schwechat mit bis zu 200 Tauben zusammengelebt. Aufgeflogen ist der Fall, weil der "Züchter" erkrankt ist. Der Wiener Tierschutzverein (WTV) barg mehr als 70 Vögel, weitere flatterten davon, nachdem sie nach Einschätzung der Retter teilweise jahrelang eingesperrt waren. Auch rund zwei Dutzend tote Tauben wurden gefunden.

Der Fall von "Animal Hoarding", wie Tiersammelsucht auch genannt wird, machte einen mehrtägigen Großeinsatz der Tierrettung nötig. Ursprünglich waren die Helfer von maximal 30 Zuchttauben ausgegangen, die es zu bergen galt. Die Vögel, die mittlerweile vom Amtstierarzt wegen schlechter Haltung beschlagnahmt worden waren, und offenbar aber auch deren Besitzer lebten unter katastrophalen Bedingungen in mehreren Räumen in dem Wohnhaus im Bezirk Wien-Umgebung.

Massiver Dreck, tote Tiere

"Möbel, Wände und Böden waren von Exkrementen, Federn, Schmutz und Müll übersät", berichtete ein Sprecher des Tierschutzvereins. "Die Fenster waren derart verschmutzt, dass im Hausinneren praktisch Dunkelheit herrschte." Dazwischen fanden sich tote Zuchttauben "in sämtlichen Verwesungsstadien". Die überlebenden Vögel dürften zum Großteil kein Tageslicht kennen. Weitere Tauben seien im Hof, zusammengepfercht in kleinen Käfigen, entdeckt worden.

"Wegen des unerträglichen Gestanks und der Vergiftungsgefahr durch die Exkremente" mussten die Tierretter einen ersten Einsatz abbrechen und sich mit Atemschutzmasken und Schutzanzügen ausrüsten. Am Mittwoch wurde die Aktion abgeschlossen. 73 gerettete Tauben, teilweise in sehr schlechtem Zustand, sind im Tierschutzhaus in Vösendorf untergebracht.

Nachbarn schauten weg

Der Halter habe "allem Anschein nach" ebenfalls in dem Haus gewohnt, in ein oder zwei Nebenräumen, die frei von Vögeln, aber bei weitem nicht frei von Müll gewesen sein sollen. Eine Erkrankung des Mannes hatte einen Rettungseinsatz zur Folge, worauf die dramatischen Lebensumstände des Tiersammlers ans Tageslicht kamen und Polizei und Amtstierarzt eingeschaltet wurden.

"Besonders traurig ist leider wieder einmal, dass von der Nachbarschaft trotz des Gestanks anscheinend niemand etwas vom Schicksal dieser Tiere mitbekommen haben will", meinte dazu WTV-Präsidentin Madeleine Petrovic. Der Tierschutzverein sucht erfahrene Taubenhalter für eine Abgabe der geretteten Vögel.

Kommentare