47-jährige Frau wurde zur Lebensretterin

Lebensretterin Angelika Koukal
Feuer in einem Wohnhaus in Leopoldsdorf im Bezirk Gänserndorf. Mit einer schweren Rauchgasvergiftung wurde ein 62-Jähriger ins Spital geflogen.

„Ich habe gar nicht lange nachgedacht und den Mann einfach geschnappt“, schildert Angelika Koukal eine dramatische Situation am Mittwochabend in einem Hochhaus in Leopoldsdorf, Bezirk Gänserndorf. In der Wohnung ihres 62-jährigen Nachbarn war ein Brand ausgebrochen, innerhalb weniger Minuten stand ein Zimmer in Flammen.

Mit letzter Kraft gelang es dem 62-Jährigen, die Wohnungstüre zu öffnen. Ein aufmerksamer Nachbar kam zu Hilfe und schleppte ihn einen Stock nach unten, dort übernahm Koukal. „Ich habe ihn nur gebeten, sich am Geländer anzuhalten und mitzuhelfen“, sagt die 47-Jährige, die durch den starken Rauch kaum mehr etwas sehen konnte. „Ich habe mir nur schnell mein Leiberl als Schutz über das Gesicht gezogen.“ Als man im Erdgeschoß angelangt war, kam ihnen bereits die Feuerwehr entgegen.
Über die Gegensprechanlage alarmierte Koukal die Bewohner über die Gefahr. Manche retteten sich noch ins Freie. „Ich habe nur einen dumpfen Knall gehört und bin sofort hinaus gelaufen“, erzählt Tibor Helcmanovsky. Das Stiegenhaus war bereits mit Rauch gefüllt. Für viele war daher die Flucht über das Stiegenhaus nicht mehr möglich. Etliche Hausbewohner wurden über eine Drehleiter geborgen.

Nach der Erstversorgung wurde der 62-Jährige mit dem Hubschrauber in eine Spezialklinik nach Graz geflogen und liegt nun auf der Intensivstation. Dominant seien nicht Verbrennungen, "sondern eine starke Rauchgasvergiftung, die die Lunge geschädigt hat", so Spitalssprecherin Simone Pfandl-Pichler. Sechs weitere Verletzte wurden mit leichten Rauchgasvergiftungen in das Krankenhaus Mistelbach eingeliefert, darunter auch die hilfsbereite Nachbarin. Ein Feuerwehrmann klagte nach dem Einsatz ebenfalls über Übelkeit. Nach einer routinemäßigen Kontrolle konnten jedoch alle noch in der Nacht aus dem Spital entlassen werden.
Die Ursache für den Brand dürfte laut Polizei ein unsachgemäßes Hantieren mit einem Feuerzeug gewesen sein. Den ersten Einschätzungen zufolge entstand ein Schaden von mehreren hunderttausend Euro.

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