22-Jähriger verliert Pflegeplatz, weil er fürs Land NÖ zu alt ist

Natalie Lottersberger von der Malteser Kinderhilfe
Schwer Behinderter musste das neue Umdasch-Heim nach drei Wochen wieder verlassen.

Ein 22-jähriger, schwerbehinderter Mann aus dem Bezirk Melk ist zu alt für einen geeigneten Pflegebetreuungsplatz. Obwohl Michael Pfeffer bereits drei Wochen im neuen Umdasch-Wohnheim in Amstetten untergebracht war, will das Land Niederösterreich nicht für die Betreuungskosten des Behinderten aufkommen. Die alleinerziehende Mutter des jungen Mannes aus Mank trifft die Entscheidung wie ein Keulenschlag.

Michael Pfeffer leidet an "Muskeldystrophie Duchenne" – eine durch einen Gendefekt hervorgerufene Erbkrankheit, die den Muskelapparat nach und nach angreift. Der junge Mann sitzt seit Jahren im Rollstuhl. Wegen der Betreuung ihres Kindes kann Mutter Sabine kaum einer geregelten Arbeit nachgehen. Um als Alleinerzieherin allerdings über die Runden zu kommen, muss sie Geld verdienen.

Rund um die Uhr

"Es war ein Lichtblick, als Anfang Oktober das neue Umdasch-Haus aufgesperrt hat und Michael als erster Klient einen Kurzzeit-Pflegeplatz bekam. Es war geplant, dass er abwechselnd einige Wochen im Heim verbringt und einige Wochen zu Hause. So könnte ich auch arbeiten", schildert seine Mutter Sabine H., die Michael zusammen mit dessen Großmutter rund um die Uhr betreuen muss.

Die Bedingungen in dem neuen Pflegeheim in Amstetten seien hervorragend gewesen, meint Sabine H. Das Haus ist ein Vorzeigeprojekt für die Betreuung todkranker Kinder und junger Menschen. Die Industrielle Hilde Umdasch hat über ihre Stiftung einige Millionen Euro in dieses Projekt investiert, betreut werden die Patienten von der "Malteser Kinderhilfe".

Hiobsbotschaft

Die Freude über die Einrichtung währte bei Michael Pfeffer und seiner Mutter jedoch nicht sehr lange. Nach drei Wochen bekam er die Hiobsbotschaft, dass das Land NÖ seinen Kurzzeit-Pflegeplatz nicht finanziert. Daraufhin verließ der 22-Jährige sofort nach der Probezeit wieder das Haus.

In der Sozialabteilung der nö. Landesregierung verweist man auf die allgemein geltende Regelung: "Für die Übernahme der Pflegekosten muss die Erstaufnahme des Klienten vor dem 18. Lebensjahr erfolgen. Nur dann übernimmt das Land die Finanzierung", sagt der stellvertretende Abteilungsleiter, Peter Ptacek. Bezahlt wird diese maximal bis zum Alter von 25.

Bei der Malteser Kinderhilfe ist man über die vorherrschende Regelung auch wenig erfreut. Zumal es viel Bedarf an Betreuungsplätzen für Behinderte über 18 Jahren gibt, schildert die Geschäftsführerin der Malteser Kinderhilfe, Natalie Lottersberger. "Wir haben im Haus bereits Pflegeplätze, die von anderen Trägern wie beispielsweise der Stadt Wien finanziert werden. Unser Vertrag mit dem Land NÖ befindet sich noch in der Ausarbeitung", sagt Lottersberger. Das Ziel sei, auch Ausnahmen zu machen und jene Menschen zu fördern, die es wirklich benötigen.

Im Sinne von Michael Pfeffer hoffen alle Beteiligten, dass vielleicht mit der zuständigen Landesrätin Barbara Schwarz eine Lösung für den 22-Jährigen gefunden werden kann. Der Pflegeplatz im Umdasch-Haus ist für ihn jedenfalls frei.

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