Neue Ermittlungen nach Vierfachmord

Rechtsanwältin Astrid Wagner
Heute 15-Jährige soll von den Tätern lange Zeit missbraucht worden sein.

Gegen den Vierfachmörder von Strasshof, Josef Branis, und seinen Komplizen, Hannes K., wird nach sieben Jahren neu ermittelt. Wie die Staatsanwaltschaft Korneuburg gegenüber dem KURIER bestätigt, werden beide Männer von einem heute 15-jährigen Mädchen der mehrfachen Vergewaltigung bezichtigt. Die Sex-Vorwürfe könnten auch der Grund für die Bluttat von damals gewesen sein, heißt es aus Ermittlerkreisen.

Der Vierfachmord erschütterte im Juli 2007 die Gemeinde Strasshof im Bezirk Gänserndorf. Der damals 66-jährige Pensionist Josef Branis erschoss seine Schwester Anna J., seinen Bruder Franz sowie deren beiden Ehepartner. Branis hatte einen Mitwisser. Anna J.’s Schwiegersohn, Hannes K., wurde als Beteiligter zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Wie die Kronen Zeitung berichtete, erhebt nun eine 15-Jährige sieben Jahre später überraschend schwere Vorwürfe gegen die inhaftierten Männer. Bei dem Mädchen handelt es sich um eine Nichte von Hannes K.

Der Teenager hat gegenüber Ermittlern des nö. Landeskriminalamtes (LKA) Anfang September zu Protokoll gegeben, als Kind laufend von Branis und ihrem Onkel vergewaltigt und dabei gefilmt worden zu sein. Das Martyrium soll sich unter anderem im Haus ihrer Großmutter in der Slowakei und in einem Haus von Branis abgespielt haben. Auch andere Kinder sollen von den Männern dort vergewaltigt worden sein. "Es ist deswegen seit September bei uns ein Ermittlungsverfahren anhängig. Es geht unter anderem um den Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Unmündigen", erklärt Staatsanwalt Friedrich Köhl.

Freigänge

Branis hatte immer beteuert, von seiner Familie, die er ermordete, als "Kinderschänder" hingestellt worden zu sein. Mussten sie sterben, weil sie etwas wussten? Für die Anwältin von Hannes K., Astrid Wagner, sind die Anschuldigungen des Mädchens "ziemlich abenteuerlich". "Die Geschichte klingt merkwürdig und konstruiert. Mein Mandant kannte das kleine Mädchen nur flüchtig von einem Familienfest. Er hat damals nicht einmal mit ihr gesprochen", so Wagner.

Die Anwältin besuchte ihren Mandanten am Dienstag in der Justizanstalt Hirtenberg. Auf Grund der neuen Erhebungen ist es mit den Freigängen für den 51-Jährigen vorerst einmal zu Ende. Im Sommer 2016 wäre bereits die vorzeitige Entlassung des Häftlings geplant. Für den Fall, dass sich der Verdacht verhärtet, wird es aber nicht dazu kommen.

Weder Branis noch sein Komplize wurden bisher zu den Vorwürfen einvernommen. Die Ermittler des nö. Landeskriminalamtes suchen zunächst nach möglichen weiteren Opfern.

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