Luxuriös Nächtigen unter der Brücke

Do&Co-Chef Attila Dogudan und sein Hotelprojekt in Istanbul
Do&Co-Chef Attila Dogudan baut in seiner Heimatstadt zwei alte Paläste zu einem Nobelhotel um.

Morsche Holzwände auf der linken und verbrannte Fassaden auf der rechten Seite. Beim Anblick der beiden Ruinen im Schatten der Bosporus-Brücke fällt es schwer, sich vorzustellen, dass hier einmal Prinzessinnen residiert haben. Während vor einigen Jahren noch rund 70 Holzpaläste das europäische Ufer des Bosporus säumten, erinnern die zwei heruntergekommenen Sultan-Paläste "Fehime Sultan Yalisi" und "Hatice Sultan Yalisi" als einzige an den Prunk vergangener Zeiten. Aber Do&Co-Chef Attila Dogudan lässt derzeit mit Hochdruck daran arbeiten, dass das in einem halben Jahr wieder anders ist.

In seiner Wahlheimat Wien betreibt Dogudan drei Feinschmeckerlokale sowie ein Hotel. Er versorgt auch noch einen Großteil der österreichischen und einige internationale Events mit Häppchen. Nun startet der Unternehmer mit Turkish Airlines das erste Großbauprojekt in seiner Heimatstadt Istanbul: Ein Sieben-Sterne-Hotel inklusive Restaurant und Demel-Konditorei.

Definitionssache

Dogudan korrigiert: "Es ist ein Restaurant und eine Konditorei mit einem Hotel dazu. Nicht umgekehrt." Denn Hotelrestaurants gehen nicht gut, das hat der Do&Co-Chef bereits in Wien erkannt. Auf insgesamt 10.000 Quadratmeter sollen 96 Luxussuiten, ein riesiger Spa-Bereich und ein zehn Meter hoher Ballsaal (Vorbild war die Hofburg) entstehen. "Ein Vorzeigemodell" findet Wohnbaustadtrat Michael Ludwig, der sich das Projekt auf seiner Dienstreise in Istanbul näher ansah.

Dabei sind prunkvolle Räume nicht das einzige Highlight, das Dogudan seinen Gästen bieten will. Das Service beginnt bereits am Flughafen. Die Gäste werden mit türkischem Kaffee und frischen Erdbeeren empfangen und – um dem Istanbuler Verkehr zu entkommen – mittels Wassertaxi zu den Palästen gebracht. Die genauso aussehen sollen wie früher. Bevor der "Fehime Sultan Yalisi" einem Brand zum Opfer fiel – Obdachlose wollten sich in dem leer stehenden Palast aufwärmen und hatten Feuer gelegt.

Feinstarbeit

Rund 100 Restaurateure sind derzeit damit betraut, die alten Wände und Stuckverzierungen wieder herzustellen. Diese waren in Tausenden Teilen abtransportiert und in eine Restaurationswerkstätte gebracht worden. Gleichzeitig wird in einem Container auf dem Gelände ein Probezimmer hergestellt. Als Exempel für jene Räume, die zu zerstört waren, um sie wiederherstellen zu können.

Sobald das Probezimmer fertig ist, wird Dogudan zum Test einige Tage darin nächtigen – ob die Atmosphäre auch authentisch genug ist. Das Restaurant und die Konditorei möchte der Unternehmer noch kommendes Frühjahr eröffnen. Das Hotel soll spätestens im Herbst 2015 in Betrieb gehen. Insgesamt werden 100 Millionen Euro investiert.

Kommentare