Lawinenopfer erlag schweren Verletzungen

APA10794256-2 - 29122012 - GRIES - ÖSTERREICH: ZU APA 180 CI - Nach einem Lawinenabgang in Gries im Tiroler Sellrain (Bezirk Innsbruck-Land) wurde am Samstag, 29. Dezember 2012, eine Person vermisst. Die Suche war am Nachmittag noch im Gange. Der Vorfall war von der Leitstelle Tirol kurz vor 14.30 Uhr gemeldet worden. Das Schneebrett im Sellrain dürfte am rund 3.000 Meter hohen Zischgeles in der Schrankogelgruppe abgegangen sein. Bergretter, Hubschrauber sowie Suchhunde waren am Einsatzort. Im Bild: Die Abrisskante der Lawine. APA-FOTO: ZEITUNGSFOTO.AT/DANIEL LIEBL
Ärzte konnten 38-jährigen Steirer nicht retten. Unbekannter soll seine Hilfe verweigert haben, die Polizei ermittelt.

Patrick Nairz vom Lawinenwarndienst Tirol ist entsetzt: „Unfassbar!“ In seinem Internetblog beschreibt er, was ihn derart die Fassung verlieren lässt. Nach dem Lawinenabgang am Zischgeles im Sellrain am Samstag soll ein Unbekannter Hilfe bei der Suche nach einem Verschütteten verweigert haben. Wie berichtet, waren Samstagnachmittag zwei Skitourengruppen mit fünf Personen in den Stubaier Alpen auf etwa 2800 Meter von Schneemassen erfasst worden. Ein 40-jähriger Tiroler rettete sich durch eine Schussfahrt. Einen 46-jährigen Deutschen und dessen Tochter (16) hielten die Rucksackairbags an der Oberfläche. Ein 38-jähriger Steirer und ein Innsbrucker (49) wurden jedoch verschüttet und schwer verletzt, wobei der Steirer reanimiert werden musste. Gestern Nachmittag erlag der Mann seinen schweren Verletzungen.

Während der 40-jährige Tiroler den Innsbrucker ausgraben konnte, fand er den Steirer vorerst nicht und bat einen vorbeikommenden Tourengeher um Unterstützung. Doch der Unbekannte hätte eine Hilfeleistung abgelehnt. Nairz: „Das ist moralisch höchst bedenklich.“ Laut der Polizei in Hungerburg wird nun wegen „unterlassener Hilfeleistung“ gegen Unbekannt ermittelt: „Wir überprüfen auch die Eintragungen im Gipfelbuch.“

Weiter hohe Gefahr

Lawinenopfer erlag schweren Verletzungen
DI Patrick Nairz, stv. Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol
Auch am Sonntag entspannte sich die Lawinensituation nicht. Innerhalb von nur eineinhalb Stunden wurden drei Rettungsflüge gemeldet. Am Härmelekopf in Seefeld war ein Snowboarder auf dem Gipfel ausgerutscht und musste mittels Tau geborgen werden. In den Stubaier Alpen in rund 3000 Meter Höhe auf dem Längentaler Weißer Kogel kam eine Lawine dermaßen überraschend, dass fünf Personen ihre Skier verloren. Der Hubschrauber musste sie ins Tal fliegen. Näheres ist noch nicht bekannt.

In den Tuxer Voralpen beim Torspitz auf etwa 2600 Meter gerieten wiederum zwei Tourengeher unter eine Lawine. Einer konnte den anderen ausgraben. Der Verletzte wurde ins Krankenhaus Schwaz geflogen. Nach dem Einsatz konnten die Helfer nicht weiter: Sie mussten ebenfalls vom Hubschrauber ins Tal gebracht werden.

Schon am Samstag war vor der erheblichen Lawinengefahr – Stufe 3 auf der fünfteiligen Skala – gewarnt worden. Rudi Mair vom Tiroler Lawinenwarndienst: „Vor allem oberhalb von 2200 Meter können die Triebschneeansammlungen, die sich ständig neu gebildet haben, schon bei geringer Zusatzbelastung, also durch einen einzelnen Wintersportler, ausgelöst werden.“

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