Im Grätzel: "Die Altgasse soll cool werden"

Waldemar und Gerit Jud
Mit der Tagesbar "Waldemar" wurde die Gasse ein Stück hipper. Unternehmer wollen noch mehr rausholen.

In Beton-Optik verputzte Wände, robuste Holztische, Vintagestühle aus England und riesige Ahornzweige mitten im Lokal. Den puristischen Industriechic der Tagesbar "Waldemar" würde man in Berlin, vielleicht noch in Bobo-Neubau erwarten, nicht jedoch im traditionellen Hietzing.

Doch genau dort, in der Altgasse 6, im Lokal der ehemaligen Sportunion-Kantine, eröffneten Waldemar und Gerit Jud vor zwei Wochen ein stylishes Tagesrestaurant mit Kaffee aus der steirischen Rösterei "Tribeka", frisch belegten Baguettes und einer umfangreichen Frühstückskarte. Das "Tel Aviv"- (mit Hummus), "Soho"- (mit Lachs und Avocado) oder "Altgasse"-Frühstück (mit Omelette, Beinschinken und Liptauer) kann man wochentags bis 14 Uhr, am Wochenende bis 15 Uhr bestellen. Wie kam den Neo-Gastronomen die Idee zum Lokal? Waldemar Jud erläutert: "Ich habe immer gesagt: Wenn ich die Möglichkeit bekomme, mache ich mich selbstständig und bringe frischen Wind nach Hietzing. Die Altgasse soll cool werden."

"Unbeliebte Schwester"

Auch wenn es seit Jahrzehnten beliebte und über die Bezirksgrenzen hinaus geschätzte Institutionen wie das Schaumweinhäuschen gibt – Als "unbeliebte Schwester der Hietzinger Hauptstraße", wie Altgassen-Unterstützer und Bezirksrat Klaus Daubeck (VP) den Straßenzug bezeichnet, hatte es die Altgasse in der Vergangenheit nicht leicht.

Im Grätzel: "Die Altgasse soll cool werden"
altgasse
Denn während sich in der Hietzinger Hauptstraße oft noch vor der Schließung eines Lokals Interessenten für die Übernahme fanden, gab es in der Altgasse immer wieder Leerstand eine sehr hohe Fluktuation. Doch nun könnte ein neues Kapitel für die Straße aufgehen.

Abgesehen von der Tagesbar, gibt es seit kurzem auch Silvia Proys Ledermanufaktur gleich gegenüber oder Petra Exenbergers Schmuckdesign-Studio ein paar hundert Meter weiter. Die Designerin entwirft auf Wunsch die Schmuckstücke auch gemeinsam mit den Kunden.

Im Grätzel: "Die Altgasse soll cool werden"
altgasse
Der Wochenmarkt, der samstags rund um den Kreisverkehr abgehalten wird, hat auch zur Belebung beigetragen. Dabei bietet etwa Peter Neumeister frisches Obst und Gemüse an; Klaus Daubeck hat einen Stand mit alten Fotoaufnahmen vom Grätzel.

Cornelia Schwarzinger, die mit ihrem Stoff- und Accessoires-Geschäft "Zauberladen" heuer fünfjähriges Jubiläum feiert, findet: "Es gibt mehr Frische."

Im Grätzel: "Die Altgasse soll cool werden"
Grätzelreportage Hietzing, 30.06.2016
Kirsten Pevny, die seit zehn Jahren mit ihrer "Pure Living Bakery" die Kunden mit Cookies, Bagels und ein bisschen Kalifornien-Flair versorgt, ergänzt: "Ich finde es toll, dass es so viele neue Leute gibt. Ich hoffe, dass sie auch lange bleiben."

Kastlwerkstatt

Besonders bemüht um die Belebung des Grätzels ist Kabarettist Gerold Rudle. Vor knapp zwei Jahren zogen er und seine Frau Monica Weinzettl mit ihrer "Kastlwerkstatt" von Purkersdorf in die Altgasse 23. Hier verschönert Weinzettl alte Möbel und gibt Hobby-Bastlern Workshops in Decoupage- oder Fototechnik.

Im Grätzel: "Die Altgasse soll cool werden"
Unterwegs mit dem Kabarettistenpaar Monica Weinzettl und Gerold Rudle in der Kastlwerkstatt im Bezirk Hietzing. Wien, 20.10.2014
Rudle hilft nicht nur im Geschäft als Verkäufer, sondern ist auch um Aktionen im Grätzel bemüht. Fürs Bezirksfest am 3. September sucht er gemeinsam mit "Einkaufen in Hietzing"-Obmann Ernst Fuchs den Kabarett-Kaiser des Bezirks. Bis 15. Juli können Nachwuchstalente ein fünf- bis zehnminütiges Video einreichen. Die besten Clips werden auf YouTube veröffentlicht und die fünf beliebtesten Beiträge werden dann während des Bezirksfestes auf die Bühne gebeten.

Kommentare