"Zu teuer" und "keine Alternativen"

Wenn Gertrud Wödlinger mit dem Bus ihre Kinder in Wien besucht, muss sie dafür 40,70 Euro bezahlen. „Zu viel“, sagt sie
Südburgenländer kritisieren Monopol der Buslinie G1. Pendlersprecher der SPÖ sieht gute Verbindung.

"Ohne eigenes Auto ist es beinahe unmöglich, einer Arbeit nachzugehen. Zudem werden dringend notwendige Firmenansiedelungen durch die Verkehrspolitik erschwert", sagt Gertrud Wödlinger. Die Stegersbacherin hat sich nach der Berichterstattung über die Situation der Pendler im Südburgenland an den KURIER gewandt. "Der Artikel hat mir und vielen Südburgenländern aus der Seele gesprochen. Es wäre so wichtig, dass der öffentliche Verkehr im Südburgenland grundlegend überarbeitet und den heutigen Bedürfnissen angepasst wird", meint Wödlinger.

Die Mutter zweier Kinder weiß wovon sie spricht. Ihre Kinder pendeln beide zum Studieren nach Wien. Ihre Tochter kommt jedes Wochenende nach Hause. "Dafür zahlt sie 26 Euro hin und retour. Im Jahr sind das gut 1300 Euro. Das ist einfach zu viel", meint sie. Wödlinger stammt ursprünglich aus Vorarlberg. "Wenn ich in meine Heimat fahre, zahle ich 23 Euro für den Bus nach Wien. Für die weite Strecke mit dem Zug nach Vorarlberg aber nur 44 Euro. Da stimmen doch die Relationen nicht", kritisiert sie. "Die Firma Dr. Richard fährt außer Konkurrenz und kann daher die Preise bestimmen, wie es ihnen passt", meint sie. Tatsächlich ist eine Jahreskarte von Stegersbach nach Wien im Vergleich zur Jahreskarte der ÖBB, mit der man in ganz Österreich fahren kann, teuer. So kostet sie für den Bus 1905 Euro, während man für die Österreich-Card der Bahn nur 1719 Euro bezahlt (2. Klasse).

Diese Probleme kennt auch Maria Dragosits aus dem Bezirk Güssing. Auch sie hat sich an den KURIER gewandt, "ich bin sehr verärgert über diese Zustände und wollte eigentlich schon einen Beschwerdebrief an die Landesregierung bzw. die Pendlerinitiative schreiben. Mein Sohn studiert in Wien und fährt jede Woche mit dem Auto dorthin, weil ihm die Busfahrt zu teuer ist." Ständig gäbe es Preiserhöhungen und ihr komme es so vor, als ob die Südburgenländer ausgenützt würden, "weil sie ohnehin keine Alternativen haben".

Werner Gumprecht, Geschäftsführer von Dr. Richard, erklärt, dass auf der Linie G1 Vielfahrer belohnt werden. Nur zehn Prozent der rund 450.000 Fahrkarten, die jährlich verkauft werden, wären Vollpreiszahler.

Herausforderung

"Das Burgenland ist durch seine geografische Lage eine Herausforderung", sagt Obmann des Pendlerforums und SP-Pendlersprecher Wolfgang Sodl. Die Preise seien laut Sodl durch das Land subventioniert, mit etwa 2,4 Millionen Euro im Jahr. "Monats- und Jahreskarten würden sonst den Pendlern das Doppelte kosten", sagt der Olbendorfer. Natürlich würde diese Förderung auch den Nordburgenländern zugute kommen, die mit der Bahn nach Wien fahren können. Für Sodl sprechen die Fahrgastzahlen der G1-Linie eine klare Sprache. "Auch wenn man täglich fünfeinhalb Stunden unterwegs ist, der Bus ist etwa zehn Minuten langsamer als der Pkw", meint Sodl. Bei der Bahn gäbe es Bemühungen, wegen der Grenzbahn, der Personenverkehr sei im Bezirk Oberwart wegen zu weniger Fahrgäste eingestellt worden. Auch der Pendlersprecher der SPÖ weiß, dass im Süden an einigen Verbesserungen in Sachen Verkehr gearbeitet werden müsse.

Doch auch wenn man nicht nach Wien pendelt, habe man es laut Wödlinger schwer: "Mein Sohn hat in Güssing Zivildienst gemacht und musste um 7 Uhr anfangen. Der erste Bus ist aber erst um 7.45 Uhr in Güssing. Es ging nicht anders, wir mussten ihm ein Auto kaufen", sagt sie. Bekannte seien weggezogen, weil es unmöglich sei, ohne Pkw zu leben.

In Sachen Mikro-Öffentlichen Verkehr arbeite man an Konzepten, sagt Sodl. "Natürlich wäre es schön wenn ein Bus im 15 Minuten Takt fahren würde, aber irgendwer muss es auch bezahlen", erklärt er. Außerdem könne man nicht nur Geisterbusse durch die Gegend schicken, wenn die Passagiere fehlen.

Kommentar: Schön reden

Als Südburgenländer kann man sich glücklich schätzen. Die Landschaft ist schön. Die Leute sind nett. Die Immobilienpreise sind niedrig und mobil ist man zumindest mit dem Auto. Eigentlich ist alles gut. Geht es nach so manchem Landespolitiker ist keinerlei Kritik angebracht; die Kaserne Güssing wurde gebaut, in Stegersbach und Bad Tatzmannsdorf gebe es rund 1000 Jobs und das Südburgenland stehe im Mittelpunkt der Wirtschaftspolitik des Landeshauptmannes. Das antwortet die SPÖ Burgenland auf ihrer Webseite und auf Facebook auf einen KURIER-Artikel über Pendler und Projekte im Süden. Alles schön und gut. Warum die SPÖ Probleme aufzeigen, als „schlecht reden“ bezeichnet, ist unverständlich. Dass es Infrastrukturprojekte braucht – S7, Krankenhaus Oberwart, Ostbahn – steht fest, dass sie noch nicht umgesetzt wurden ebenso.

roland.pittner@kurier.at

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