Wut und Trauer "müssen sein"

Kinder, die einen Verlust erlitten haben, können in Rainbows-Gruppen oder Einzelbegleitungen das Erlebte aufarbeiten. Der Verein kooperiert nun mit dem SOS Kinderdorf
Professionelle Hilfe für Kinder bei Scheidungen, Trennungen und Todesfällen.

"Die Kinder, die Probleme machen – die Wutausbrüche haben, die viel weinen, die Rückschritte in der Entwicklung machen – sind besser dran", meint Ulrike Bülow, Leiterin von "Rainbows" im Burgenland. Sie hätten nach der Scheidung bzw. Trennung ihrer Eltern schon "Lösungsstrategien entwickelt, um ihr seelisches Gleichgewicht wieder her zu stellen". Jene, die nicht reagieren, aus Rücksicht auf die Eltern, "sind arm dran, weil niemand auf sie aufmerksam wird", weiß Bülow: "Sie fressen alles in sich hinein und verdrängen ihre Sorgen."

Bedarf steigt

Der Verein "Rainbows" ist darauf spezialisiert, sich um diese Sorgen von Kindern und Jugendlichen bei Scheidungen bzw. Trennungen sowie Todesfällen in der Familie zu kümmern. Der Bedarf steigt kontinuierlich, sagt Bülow, "es ist aber auch das Bewusstsein der Eltern gestiegen."

Im Vorjahr wurden im Burgenland 100 Familien bzw. 60 Kinder in Gruppen betreut. Zum einen wenden sich Eltern direkt an Rainbows, zum anderen werden Familien von der Jugendwohlfahrt vermittelt.

"Wir bieten keine Psychotherapie für Kinder an, sondern bei uns bekommen sie die Möglichkeit zu lernen, wie sie mit der neuen Situation, mit den für sie großen Veränderungen umgehen können", betont Bülow. Schon die Arbeit in Kleingruppen (vier bis sieben Kinder) bringe viel: "Die Kinder können sich austauschen. Sie erfahren , dass es anderen ähnlich geht, dass eine Scheidung etwas ganz Normales ist."

Auch wenn es ein festes Konzept gebe, werde in jeder Gruppe auf die individuellen Bedürfnisse eingegangen. "Es wird natürlich viel geredet, wir lesen viel, schauen Bilderbücher an", berichtet Bülow, selbst Pädagogin und Theologin, aus der Praxis. Basteln, Zeichnen, Gestalten mit Ton oder Plastilin stehen hoch im Kurs genauso wie Bewegungs- oder Rollenspiele.

Im Gruppenraum in Eisenstadt sind auch Lego-Bauwerke zu finden: "Kinder haben gebaut, wie sie sich ihr Zuhause bei Mama und bei Papa vorstellen." In der Galerie der Stofftiere führt ein Schäferhund die Beliebtheitsskala an: "Ich hab mich anfangs darüber gewundert, dass dieser nicht gerade schöne Hund so gefragt ist. Aber eigentlich ist es klar: Der Schäferhund steht für Sicherheit und Verlässlichkeit."

Für Kinder sei Verlässlichkeit in der neuen Situation ganz wichtig. "Wenn der Papa auszieht, glauben Kinder, er will nicht mehr bei ihnen sein. Fast immer kommen Schuldgefühle auf", erklärt Bülow. Deshalb sei es ganz wichtig, regelmäßige Kontakte zu ermöglichen und auch einzuhalten: "Am besten auf einem Kalender die Papa- und Mama-Tage bunt einzeichnen."

Gespräche mit den Eltern sind ebenfalls Teil der Rainbows-Arbeit. Allerdings wird klar getrennt. "Die Kinder wissen, dass das, was in der Gruppe passiert, vertraulich ist", betont Bülow.

http://www.rainbows.at

Der Verein „Rainbows“ bietet in Österreich seit 1991 professionelle Unterstützung für „Kinder in stürmischen Zeiten“, bei Scheidungen bzw. Trennungen sowie Todesfällen in der Familie an. Im Burgenland ist Rainbows unter der Trägerschaft der Caritas seit 1995 aktiv. Im März starten die neuen Gruppen für Kinder von 4 bis 13 Jahren in Neusiedl am See, Gols, Eisenstadt, Oberwart und Güssing. Für Jugendliche bis 17 gibt es eigene Angebote auf Workshop-Basis. Der Kostenbeitrag für die Kindergruppen pro Semester (14 Treffen) beträgt 239 Euro. In Härtefällen wird dieser von der Jugendwohlfahrt übernommen oder mit Spenden finanziert.

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