"Wir brauchen mehr Neudörfl"

Niessl, Darabos und Landau beim Lokalaugenschein in Neudörfl
Caritas Präsident Landau appelliert bei einem Lokalaugenschein im Flüchtlingshaus an Niessl und Darabos.

Ein großes Zelt nimmt einen Teil des Gartens des Flüchtlingshauses "Sarah" in Neudörfl ein. Doch Bürgermeister Dieter Posch (SPÖ) stellt gleich zu Beginn des Besuchs klar: "Das Zelt wurde nur für diesen Termin aufgestellt und nachdem wir darin miteinander gegessen haben, wird es auch heute noch abgebaut." Mit dem Termin meint Posch den Besuch von Landeshauptmann Hans Niessl und dem für Asyl- und Flüchtlingswesen zuständigen Landesrat Norbert Darabos (SPÖ) sowie Caritas-Präsident Michael Landau.

30 Burschen zwischen 15 und 18 Jahren finden im Haus Sarah derzeit ein Zuhause. Niessl und Darabos lassen sich von Leiterin Edith Ivancsits das Haus zeigen und sprechen mit einigen jungen Männern. Ein Flüchtling erzählt, dass er beim FC Neudörfl spielt, andere engagieren sich bei der Freiwilligen Feuerwehr. "Neudörfl gilt nicht nur österreichweit sondern in ganz Europa als Mustermodell, wie Flüchtlinge bestens in die Gemeinde integriert werden können", sagt Niessl. Als Basis für dieses Erfolgsmodell nennt er die einerseits die Anzahl der Flüchtlinge, die gemessen an der Einwohnerzahl rund ein Prozent beträgt und andererseits das "hervorragende Mitarbeiterteam, dass die Jugendlichen betreut."

"Gewissensbefragung"

Caritas Präsident Landau nützt den Besuch für einen Appell an die Landespolitiker: "Wir brauchen mehr Neudörfl und mehr solch mutige Bürgermeister wie Dieter Posch. Und wir brauchen Hilfs- statt Grenzeinsätze, denn niemand muss vor schutzsuchenden Menschen geschützt werden." Es brauche auch keine Volks- sondern eine Gewissensbefragung. "Wollen wir in einem Land leben, in dem Kinder obdachlos sind?"

Bürgermeister Posch stellt klar, dass das Burgenland keineswegs von Flüchtlingen überschwemmt wird. "Das Land bietet derzeit 1540 Plätze. Um die Quote zu erfüllen, müssten lediglich 62 weitere geschaffen werden." Um auch andere Bürgermeister davon zu überzeugen, wie gut das Zusammenleben funktioniert, sei er regelmäßig in ganz Österreich unterwegs – nach dem Motto "Mut machen, obwohl es mittlerweile Angst nehmen heißen müsste." Von den politischen Entscheidungsträgern erwarte er sich, dass sie "die Verantwortung anpacken und nicht die Kugel hin- und herschieben, bis sie am Ende irgendwo liegen bleibt."

LH Niessl pocht unterdessen weiterhin darauf, dass die Statistik, wonach das Land die Quote nicht erfülle, nicht richtig sei. "Wenn wir die Sammelstellen miteinrechnen, sind wir erster." Laut Innenministerium falsch, denn nur dauerhafte Quartiere gelten als Flüchtlingsunterbringung und tragen so zur Quote bei. Gemeinsam mit Landesrat Darabos kündigt er für die Sammelstellen in Nickelsdorf, Schattendorf und Heiligenkreuz einen "Faktencheck" an, wo "die schwierigste und härteste Arbeit geleistet wird, über die aber niemand berichtet".

Darabos spricht unterdessen von "300 Quartieren in der Pipeline". Er werde dafür sorgen, dass die Quote bis Ende August erfüllt werde. Außerdem gebe es von Bischof Ägidius Zsifkovics die Zusage, dass die Kirche 200 Quartiere schaffe.

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