Wie akut ist ein Schlaganfall?

Erst im Juli soll die Neurologische Station im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt eröffnet werden
Angehörige eines Patienten ortet viel zu lange Wartezeit / Das Spital weist die Vorwürfe zurück.

Christa Wesselich stellt eines vorweg klar: "Ich will niemanden verklagen, aber solche Zustände sind nicht in Ordnung – vorsichtig formuliert". Alle "Zustände" erlebte die Landesbedienstete aus Pöttsching im Bezirk Mattersburg am 1. und 2. Februar im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt, nachdem ihr bald 83-jähriger Vater mit Verdacht auf Schlaganfall eingeliefert worden war. In Wiener Neustadt, wo der Pensionist nach einem Schlaganfall vor fünf Jahren schon einmal zur vollsten Zufriedenheit behandelt wurde und wo fast 99 Prozent aller Schlaganfallpatienten aus dem Nordburgenland versorgt werden, war diesmal kein Bett frei. Also landete der betagte Herr an diesem Februarsonntag auf der Internen Ambulanz in Eisenstadt – hier soll eine Neurologie-Station erst ab 1. Juli 2015 eröffnet werden.

Hochbetrieb

"In der Internen Ambulanz herrschte Hochbetrieb", erinnert sich Wesselich, die gemeinsam mit ihrer Schwester dem Vater beistand. Sarkastischer Nachsatz: "Sonntagmittag sollte man keinen Schlaganfall haben" – trotz des "sehr bemühten" Personals, so es vorhanden war. Der Patient musste rund eine Stunde sitzend am Gang warten. Für die Töchter unvorstellbar: "Überall liest man, dass bei Schlaganfall jede Minute zählt und dann muss man sich anstellen". Erst "nach fast zwei Stunden wurde er dann von einer Ärztin untersucht" – zuvor hatte ein Pfleger den Blutdruck kontrolliert und ein Blutdrucksenkendes Mittel verabreicht. Nach Schädel-CT und Lungenröntgen im Laufe des Nachmittags dann die nächste Hiobsbotschaft: "Uns wurde mitgeteilt, dass man die Befunde heute nicht mehr auswerten könne, weil es EDV-Probleme gebe", so Wesselich. Der Patient verbrachte die Nacht in einem Bett in der Aufnahmestation.

Montagmittag erfuhr die besorgte Tochter dann, dass man zum genauen Zustand des Vaters noch nichts sagen könne, weil "der neurologische Befund noch nicht da" sei – ein Neurologe aus Wien käme erst am Donnerstag nach Eisenstadt. Als man ihren Vater dann nach Kittsee verlegen wollte – wo es auch keine Neurologie gibt –, weil weder in Eisenstadt noch in Wr. Neustadt ein Bett frei sei, platzte den Angehörigen der Kragen. Gemeinsam mit ihrem Schwager, einem praktischen Arzt, brachte Wesselich ihren Vater zu einer niedergelassenen Ärztin nach Neusiedl am See. Diese habe festgestellt, dass die Aufnahme auf einer neurologischen Station "dringend erforderlich" sei – und organisierte noch für Montagabend ein Bett auf der 2. Neurologischen Abteilung am Wiener Rosenhügel. Mit der Behandlung ihres Vaters dort ist Wesselich rundum zufrieden, er mache gute Fortschritte und die Chancen auf vollkommene Genesung stünden gut.

Abgeklärt

Andrea Makkos, Sprecherin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder, darf ohne Einwilligung des Patienten keine Auskünfte über die medizinische Behandlung erteilen, aber es habe eine Abklärung der Akutsymptome stattgefunden. Dabei konnte der Verdacht auf einen akuten Schlaganfall ausgeräumt werden, Gefahr im Verzug habe nicht bestanden. Mangels Bett in Eisenstadt sollte dann die weitere Abklärung in Kittsee erfolgen. Die Angehörigen nahmen die Sache aber selbst in die Hand.

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