Widerstand gegen Grenzzaun im Süden

Grenzerfahrungsweg als Museum – ein Zaun ist bald wieder aktuell
Die Kirche gibt keine Grundstücke für Zaun her. Mehr als tausend Gegner formieren sich im Netz.

Der Grenzerfahrungsweg in Bildein, Bezirk Güssing, soll als Freiluftmuseum den Eisernen Vorhang und das damalige Leben an der Grenze thematisieren. Wenige Kilometer entfernt soll demnächst wieder ein echter Zaun errichtet werden: Zwischen Moschendorf und Heiligenbrunn im Bezirk Güssing sollen neun Kilometer Grenzzaun gebaut werden, der KURIER hat berichtet.

Zahlreiche Grundbesitzer wurden vom Innenministerium und der Polizei über das Vorhaben informiert, denn sie sollen Teile ihrer Grundstücke für den Zaun zur Verfügung stellen. "Bisher waren alle sehr positiv", erklärte Werner Fasching, stellvertretender Landespolizeidirektor des Burgenlandes. Der Zaun soll so rasch wie möglich gebaut werden. Denn nur wenige Kilometer entfernt entsteht derzeit im ungarischen Körmend ein Zeltlager für Flüchtlinge.

Am Montag starten die permanenten Grenzkontrollen im ganzen Land. Die Polizei bekommt auch Verstärkung aus anderen Bundesländern. Entlang der grünen Grenze wird das Bundesheer patrouillieren. Bei Heiligenkreuz und bei Nickelsdorf könnten demnächst Zäune folgen, "wenn sie gebraucht werden", sagt Fasching.

Kirche macht nicht mit

In den betroffenen Orten gab es bis dato noch keinen Widerstand – außer von der Diözese Eisenstadt. Diözesanbischof Ägidius Zsifkokvics erteilte dem Wunsch, auf kirchlichem Grund einen Zaun zu errichten, am Donnerstag eine klare Absage. "Auf kirchlichen Grundstücken Zäune aufstellen? Da spüre ich schon körperlich den reinsten Widerwillen", meinte der Bischof mit dem Hinweis auf das "Jahr der Barmherzigkeit" und den Heiligen Martin als Schutzheiligen der Diözese.

Auch auf facebook formierte sich Widerstand. Die Seite "Kein Grenzzaun für das Burgenland" hat der Großpetersdorfer Reinhold Stumpf vor zwei Tagen gegründet. Donnerstagnachmittag gab es etwa 1200 Likes: "Es ist spontan entstanden", sagt Stumpf. Die Seite soll zeigen, dass nicht "alle froh sind, dass ein Grenzzaun kommt". Den Impuls für Stumpf hat der Künstler Peter Wagner gegeben. "Der Fall des Eisernen Vorhangs hat uns in die Mitte Europas gebracht, wenn jetzt wieder Pläne auftauchen für einen Zaun, haben wir etwas nicht kapiert", sagt Wagner. Er glaubt, dass es für Aktionen oder Protest zu wenig kritisches Potenzial gibt. "Wir wollen jedenfalls nicht nur Likes sammeln, sondern es wird sicher was passieren – in welcher Form ist noch unklar", sagt Stumpf.

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