Verehrt, verfolgt, verängstigt

Im Gewaltschutzzentrum Burgenland gibt es Beratung für Stalkingopfer
52-Jähriger stalkt im Burgenland seit zwei Jahren eine 16-Jährige. Die Polizei ermittelt.

"Begonnen hat alles mit einer Krampuskarte", sagt Margit (Name von der Redaktion geändert). Die Karte war adressiert an ihre damals 14-jährige Tochter, geschickt hat sie ihr ein 50-Jähriger, der ihr darin seine Liebe gestand. Die Schwärmerei des Südburgenländers für die Minderjährige wurde immer schlimmer. "Er hat Rosen in den Hof geworfen, Pakete geschickt mit Büchern, Kleidung und vieles mehr", sagt Margit. Die Familie wusste sich nicht mehr zu helfen und erstattete Anzeige wegen des Verdachts der "Beharrlichen Verfolgung". "Die wurde dann aber schnell eingestellt, wegen der Zurechnungsunfähigkeit des Verdächtigen", erklärt die Mutter.

Vor einigen Wochen erstattete die Familie wieder Anzeige. Der heute 52-jährige Verehrer der Tochter tauche immer wieder vor dem Haus der Familie auf, auch in der Nacht. Er passe die Jugendliche auch bei der Bushaltestelle im Ort ab. "Gutes Zureden hilft nichts mehr", sagt Margit. Die Familie will nur so leben wie vorher und nicht in ständiger Sorge um ihre Tochter. "Der Mann ist einfach unberechenbar", sagt Margit. Die Polizei ermittelt nun gegen den 52-Jährigen.

Beratungsstelle

In der Stalkingberatungsstelle des Gewaltschutzzentrums Oberwart kennt man solche Fälle. "Im Vorjahr betreuten wir 26 Opfer", sagt Annemarie Reiss, Geschäftsführerin des Zentrums. Meist kommt es nach einem Beziehungsabbruch zu Stalking oder wenn jemand unbedingt eine Beziehung herstellen will. "Oft wissen die Opfer auch nicht wer der Täter ist", sagt Reiss. Kennt man ihn, geht es darum klar zu sagen, "Ich will keinen Kontakt mit dir!".

Gibt der Täter dann nicht auf, sollten alle Briefe und Anrufe dokumentiert werden, um die beharrliche Verfolgung beweisen zu können. Die Staatsanwaltschaft beurteilt den Sachverhalt und wie schwer das Opfer durch das Stalking in der normalen Lebensführung beeinträchtigt ist. "Wir verfassen mit den Opfern Briefe an die Täter und starten auch gerichtliche Schritte", sagt Reiss. Kommt es zu einem Verfahren werden die Klienten juristisch begleitet. "Es ist von Fall zu Fall verschieden", sagt Reiss, aber so lange die Gefahr nicht beseitigt ist, gibt es vom Gewaltschutzzentrum Unterstützung.

Im Burgenland wurden im Vorjahr 59 Anzeigen wegen beharrlicher Verfolgung erstattet, sagt Oberst Ernst Schuch, Leiter des Landeskriminalamtes Burgenland. 49 der angezeigten Fälle konnten erledigt werden. "Zehn Fälle konnten nicht geklärt werden, weil beispielsweise der Verfolger nicht bekannt war", erläutert Schuch.

Margit hofft, dass die Polizei sich um den Stalker kümmert, "bevor etwas Schlimmeres passiert".

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