Urlauber gehen auf Nummer sicher

Urlauber gehen auf Nummer sicher
Terroranschläge und Flüchtlingskrise spielen heimischem Tourismus in die Hände.

"Warum in die Ferne schweifen? Das Gute liegt doch so nah! ...die Larimar Therme mit der Therme Stegersbach ...bietet einen unvergesslichen Urlaub – wetterunabhängig und sicher." In der hoteleigenen Zeitung des Viersterne-Resorts im Südburgenland setzt Hausherr Johann Haberl nicht nur auf Gesundheitstourismus. Auch die Sicherheit ist ein Thema. "Die aktuellen Trends und die gesamteuropäische Situation begünstigen den Urlaub in Österreich im heurigen Sommer", heißt es in der Hotelzeitung. "Progressiv Werbung machen" wolle er mit dem Thema Sicherheit aber nicht, sagt Hotelier Haberl. "Wir haben hier die heile Welt, mit intakter Natur und freundlichen Leuten", sagt Haberl.

Terroranschläge und die Flüchtlingskrise würden laut einer Studie der Europäischen Reiseversicherung (Stand: Mai) etwa die Hälfte der Österreicher in ihren Urlaubsentscheidungen beeinflussen (siehe auch Zusatzbericht). Viele Österreicher bleiben lieber im eigenen Land, auch Hotels im Burgenland haben durch die jüngsten Ereignisse Zuwächse zu verzeichnen, wie Franz Perner, Geschäftsführer der Sparte Tourismus und Freizeit der Wirtschaftskammer Burgenland erklärt. "Vor allem bei den Thermenhotels haben wir heuer schon profitiert", erklärt Perner. Wie hoch das Plus bei den Gästen ist, das traue er sich aber nicht zu beziffern. Überzeugt sei er, dass auch die Nachsaison für die Hoteliers im Burgenland zufriedenstellend verlaufen werde. "Viele, die im Herbst noch in warme Badeorte verreist sind, werden vermutlich in Österreich belieben und hier Urlaub machen."

Gut gebucht

Wer im Hotel Sonnenpark in Lutzmannsburg im Sommer ein Zimmer ergattern will, der muss schon viel Glück haben. "Wir sind im Juli komplett und im August zu 95 Prozent ausgebucht", erklärt Harald Zagiczek, Geschäftsführer der Sonnentherme Betriebs Ges.m.b.H., zu der auch das Hotel gehört. Wie viele seiner Gäste lieber in dem auf Babys und Kleinkinder spezialisierten Resort urlauben, anstatt eine Flugreise anzutreten, das könne er nicht beziffern. "Aber natürlich glaube ich, dass die potenzielle Terrorgefahr in Europa den österreichischen Tourismusbetrieben in die Hände spielt", sagt Zagiczek.

Martina Wende betreibt in Neusiedl am See ein Seminar- und Wellnesshotel mit etwa 200 Betten. Auch sie sieht "neue Chancen" für den Tourismus. "Erst jetzt hatte ich Gäste mit einem Kleinkind, die aus Oberösterreich gekommen sind. Sie haben umgebucht und sind statt einer Flugreise jetzt zu uns gekommen", sagt Wende.

Reisetrends

Laut Österreichischem Reiseverband (ÖRV) würden sich die Reiseströme "so deutlich wie noch nie ändern". Die Nachfrage nach Wellness- bzw. Kurzaufenthalten steigt. Die Österreicher setzen dabei verstärkt auf Veranstalterreisen, Sicherheit und Beratungsqualität stehen dabei im Vordergrund. "Der Wunsch nach mehr Individualität, Vergnügen und persönlicher Entwicklung steht im Vordergrund, wobei der Sicherheitsaspekt zunehmend an Bedeutung gewinnt", erklärt Josef Peterleithner, Präsident des ÖRV im KURIER-Gespräch. Dass die Branche nicht explizit mit dem Thema Sicherheit wirbt, sei nicht notwendig. "Dass Österreich ein sicheres Land ist, das ist ohnehin in den Köpfen der Leute drinnen", erklärt Peterleithner.

Außerdem berge die Werbung mit der Sicherheit ein Risiko. "Es hat sich ja in den vergangenen Monaten gezeigt, dass es keinen sicheren Ort gibt."

Laut einer Studie der Europäischen Reiseversicherung lassen sich die Österreicher aufgrund der Ereignisse der vergangenen Monate und der geopolitischen Situation nicht vom Reisen abhalten.
68,5 Prozent verreisen heuer gleich oft wie im Vorjahr, 12,8 Prozent sogar noch häufiger. 18,7 Prozent gaben an, heuer weniger verreisen zu wollen. Finanzielle Gründe waren der Hauptgrund – noch vor allgemeiner Verunsicherung oder Angst vor Terror. Die jüngsten Anschläge und die Flüchtlingskrise beeinflussen rund die Hälfte der Österreicher jedoch in der Wahl ihrer Urlaubsdestination.

Angst vor Anschlägen
20 Prozent meiden laut der Umfrage generell gefährliche Länder. Neben der Angst vor weiteren Anschlägen geben rund 10 Prozent an, derzeit keine Flugreisen zu machen und ebenso viele sprechen sich gegen einen Türkei-Urlaub aus. Weitere 17 Prozent verbringen aufgrund der Verunsicherung ihren Urlaub lieber in Österreich oder fahren in keine großen Städte.
Als Lieblingsdestinationen der Österreicher zeichnen sich heuer Spanien, Griechenland, Bulgarien, Portugal, Marokko und Zypern ab. Beliebt sind aber auch Fernreisen sowie Autoreisen in die Nachbarländer.
Mehr als zwei Drittel der Befragten wollen über die Sicherheitslage im Urlaubsland informieren. Auf der Website des Außenministerium www.reiseregistrierung.at gibt es eine Service-App, mit der im Bedarfsfall Nachrichten über die Sicherheitslage empfangen werden können.

Kommentare