Thermen alleine reichen nicht

Thermen sind wichtig für den Tourismus. Doch laut Fachleuten muss man aufpassen, dass man nicht auf andere Angebote vergisst
Das Burgenland verzeichnet bei Inländern ein Nächtigungsplus. Hausaufgaben sind noch zu erledigen.

Fasst man die Tourismuszahlen der Statistik Austria für den Dezember 2014 und das Tourismusjahr 2014 zusammen, sieht es für das Burgenland gar nicht so schlecht aus: Im Vergleich zum Dezember des Vorjahres gab es ein Nächtigungsplus von 12,4 Prozent; insgesamt sind im Dezember um 15,5 Prozent mehr Gäste ins Burgenland gekommen. Das Tourismusjahr 2014 geht mit einem Nächtigungsplus von 2,1 Prozent zu Ende.

"Der alternative Winterurlaub in unserer Thermen- und Gesundheitswelt etabliert sich immer mehr", sagt Tourismuslandesrätin Michaela Resetar.

Peter Zellmann vom Institut für Freizeit- und Tourismusforschung, gibt der Landesrätin einerseits Recht: "Als mögliches Potenzial ja. Aber die Frage stellt sich, was man aus den Gegebenheiten macht? Selbstläufer sin d sie nicht."

Es sei richtig, so Zellmann, dass das Burgenland in der Art der Klimaentwicklung die "große Chance" hätte, eine "Ganzjahresdestination" zu werden. Er vermisse im Burgenland aber die Positionierung der Leitbetriebe "als regionale Tourismusbringer".

Zellmann erlebt das Burgenland etwa bei der St. Martins Therme oder Lutzmannsburg "als Anziehungsmagnet, aber sie strahlen zu wenig in die Region hinaus."

"Sehr einseitig"

Lutzmannsburg als Beispiel, ist für den Fachmann "sehr einseitig" positioniert. "In der Therme fühlt sich ein Erwachsener nicht wirklich wohl", erklärt er. Es gäbe viele Möglichkeiten in den Regionen rund um die Thermen, "doch die sind viel zu wenig ins Marketing- und in die Angebotsentwicklung eingebunden". Die regionale Entwicklung mit Schwerpunkt Therme sei ja in Ordnung, "wenn aber die Thermen das Umfeld ausdünnen, dann ist das nicht wirklich nachhaltig". Wenn man im Burgenland den "vernünftigen Weg" des Ganzjahres-Tourismus gehen möchte, dann müsse man auch ein Angebot für Leute schaffen, die nicht in die Therme gehen. "Und vor allem: man muss die Region mitleben lassen", meint Zellmann.

Golfplatz Seewinkel

Einen Golfplatz im Seewinkel etwa will der Professor "grundsätzlich" nicht ausschließen: "Das würde Sinn machen." Aber nicht ein hochgestochener Luxusplatz schwebt dem Tourismusforscher Zellmann vor, sondern einer für Familien aus Wien mit einem relativ leistbaren Jahresbeitrag. "Weniger Schickimicki."

Generell liege Urlaub im Burgenland im Gäste-Trend, vor allem wieder vermehrt bei den inländischen Urlaubern. "Denn alleine im Dezember 2014 haben rund 17 Prozent mehr inländische Erholungssuchende ihren Urlaub im Burgenland verbracht" , sagt Tourismuslandesrätin Michaela Resetar. Insgesamt wurden im Jahr 2014 rund 2.913.100 Gästenächtigungen verzeichnet.

Von Jänner bis Dezember 2014 buchten an die 960.800 Gäste mehr als 2,9 Millionen Nächtigungen. "Das Burgenland ist mit dem breiten Tourismusangebot hervorragend aufgestellt", erklärt Resetar.

Für das Jahr 2015 stellt das Land für den Tourismus rund 4,2 Millionen Euro zur Verfügung.

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