Steiner’s Café ist Vergangenheit

Willi Steiner sperrte sein Café und Konditorei zu – für ewige Zeiten und auf Nimmerwiedersehen.
Die Landeshauptstadt ist um einen Traditionsbetrieb ärmer, von "Lokalsterben" ist aber keine Rede.

Burgenlands Landeshauptstadt ist um einen Traditionsbetrieb ärmer: Das Café Steiner hat bereits Ende Dezember seine Pforten geschlossen. "Es ist ganz einfach nicht mehr gegangen, die Schulden nahmen überhand", sagt Willi Steiner im KURIER-Gespräch. Den Todesstoß versetzten ihn aber im Endeffekt 1900 Euro, die der Konditor der Gebietskrankenkasse nicht zahlen konnte, "weil ich ganz einfach das Geld nicht hatte".

Doch nicht nur die finanziellen Auflagen machten Willi Steiner das Leben schwer. Auch die gesetzlichen Auflagen wurden härter und brisanter. "Gegen einen Fettabscheider hab’ ich überhaupt nichts, aber wenn die Rohre über Putz liegen, und so war es in meiner Konditorei, dann wollte man mir schon den Hahn zudrehen".

Unverständnis

Steiner meinte zwar, dass die Behörden bei ihm "alle Augen zugedrückt" hätten. Er sehe auch ein, dass Fettabscheider sehr wichtig seien. Aber er verstehe nicht, warum man nicht die Ware prüft, ob etwas Verderbliches festzustellen ist oder ob irgendwelche Keime vorhanden sind. Sollte das der Fall sein, so gehöre der Betrieb geschlossen. "Und wenn ich meine Cremeschnitten am Boden produziere und es ist an ihnen nichts Negatives festzustellen, dann soll man mich arbeiten lassen". Stattdessen kontrolliert man ob ein Rohr Unter- oder Überputz liegt, oder ob die Fliesen bis oben hinauf verlegt sind. "Mein Lokal war eine alte Bude, ich hätte es nicht mehr zahlen können", so der 62-jährige Konditor, der vom Arbeitslosengeld lebt und bei der Gemeinde noch einige Tausender Außenstände hat.

Seiner Meinung nach würden in Eisenstadt einige Lokale sehr gut gehen, dem Großteil aber nicht. "Die Mieten in Eisenstadts für Gastronomiebetriebe liegen jenseits von Gut und Böse." Und dass laut einer unbestätigten Umfrage nur 300 Personen in Eisenstadt am Abend unterwegs sind, "wird schon hinkommen". Denn die Leute würden nicht mehr so viel verdienen, können sich das Ausgehen nicht mehr leisten und wenn sie nach Hause kommen seien sie froh, dass sie ihre Ruhe haben.

Ewiger Kampf

Willi Steiner ist froh, dass das Kapitel Café abgeschlossen ist. "Das war in den vergangenen zehn, 15 Jahren ein ewiger Kampf." Von einem "Lokalsterben" in Eisenstadt könne aber keine Rede sein, so Franz Perner, Spartenobmann in der burgenländischen Wirtschaftskammer. Das äußere Erscheinungsbild habe sich geändert "vom klassischen Gasthaus oder Restaurant hin zum Bistro".

Nicht so einfach sei es aber in der Landeshauptstadt an Sonntagen ein Restaurant zu finden. "Da gibt es nur mehr fünf."

Kommentare