Startschuss für Erdbeerernte

Die ersten „Ananas“ gibt es schon, auf Bio-Früchte muss man noch warten.

Derzeit läutet bei den Preiseggers in Wiesen oft das Telefon. Die Frage ist immer die gleiche: „Gibt’s schon Erdbeeren?“ Biobauer Johann Preisegger muss seine Kunden vertrösten: Mitte bzw. Ende kommender Woche sollte die Saison für seine „Ananas“ (die Ananas-Erdbeeren aus Wiesen sind eine regionale Spezialität und als solche eine eigene Genuss-Region) endlich starten. „Bei dem Wetter würd ich auch nicht rot werden“, nimmt es der Obstbauer mit Humor.

14 Tage Verspätung

Wetterkapriolen machen ihm zu schaffen. „Frühjahr hat’s heuer keines gegeben, vom Schnee direkt auf 27 Grad“, klagt Preisegger. Der Sommer im April hat aber dafür gesorgt, dass die Vegetation das Versäumte im langen Winter aufholen konnte.

Rudolf Dorner, Obstbauberater der Burgenländischen Landwirtschaftskammer, sieht die Lage überhaupt gelassen: „2011 und 2012 war alles viel zu zeitig dran. Ich würde sogar sagen, dass heuer wieder einmal ein normales Jahr ist.“ Bei Erdbeeren und Kirschen gebe es eine Verzögerung von rund 14 Tagen, beim Spätobst wie Äpfeln etwa eine Woche.

Die heurige kurze Blütezeit – bei den Marillen rekordverdächtige drei Tage – sieht Dorner als Vorteil: „Während der Blüte ist die Pflanze am empfindlichsten, sowohl was Temperatur als auch tierische Schädlinge betrifft.“ Trotz kühlem Mai sind jetzt keine Spätfrostschäden mehr zu befürchten. Dass Kirschen, Marillen und Äpfel heuer gleichzeitig, aber nur wenige Tage geblüht haben, wertet Biobauer Preisegger nicht so positiv: „Für eine optimale Bestäubung durch Bienen und Hummeln war diese Blüte viel zu kurz.“

Zu lang dürfte die Wartezeit auf heimische Erdbeeren gewesen sein. Was in letzter Zeit bei manchen Ständen als „burgenländisch“ verkauft wurde, „kommt aus Spanien oder Italien“, ärgert sich Preisegger. Erst seit Freitag können seine Kollegen, die den Anbau konventionell betreiben, Ananas-Erdbeeren aus Wiesen anbieten.

Harke statt Spritzmittel

Auf Preiseggers Feldern ist von Rot noch keine Spur, dafür gibt es Natur pur: Alte Sorten, kleine und große Erdbeerpflanzen, ein bisserl Unkraut. „Die anderen Bauern sind mit der Feldspritze unterwegs, ich mit der Harke“, grinst der 55-Jährige. In der konventionellen Landwirtschaft wird gegen Unkraut, Schädlinge, Pilz und Fäule gespritzt. Der Ertrag der Bio-Erdbeeren ist dafür geringer.

Ab Hof und im Bioladen in Eisenstadt, wo es die Preiseggerschen Früchte gibt, „könnten wir drei bis vier Mal so viel verkaufen“, sagt der Landwirt. Der Preis ist gleich, ob bio oder nicht, denn: „Ein Kilo kostet anfangs 7, dann 6 Euro. Mehr zahlt ja keiner, das ist die Schmerzgrenze.“

Im Vorjahr wurden zusätzlich zu Obst- und Gemüseproben im Einzelhandel 20 Obst- und Gemüsestände kontrolliert. Dabei wurde fünf Mal die Kennzeichnung beanstandet, vier Betreiber wurden angezeigt und nachkontrolliert. Falsche oder fehlende Preisauszeichnungen können schwarzen Schafen unter den Händlern teuer zu stehen kommen – es gibt Geldstrafen bis zu 1450 Euro.

Abgesehen von den Kontrollen empfiehlt Konsumentenschutzlandesrätin Verena Dunst, SPÖ, den Kunden, Druck zu machen: „Fragen Sie, woher das Obst oder Gemüse kommt, und machen Sie deutlich, dass Ihnen österreichische Herkunft wichtig ist.“ Schärfere Kontrollen bezüglich der Herkunft der Produkte fordert ÖVP-Agrarlandesrat Andreas Liegenfeld: „Nur die deutliche klare Auszeichnung der Herkunft und der Bezugsnachweis durch Rechnungen und Belege schaffen Vertrauen und geben Sicherheit.“ Was für Bauern gelte, müsse auch für Händler gelten: „Der bestehende Graubereich bei der Herkunft muss aufgelöst werden, sonst werden wir eines Tages ,burgenländische Bananen’ am Straßenrand angeboten

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