"Ehre, dass Heiliger Vater uns dankt"

Laut dem griechisch-orthodoxen Metropolit Arsenios Kardamakis soll die Klostergemeinschaft in St. Andrä ökumenisch aufgeschlossen sein.
Die Gemeinde ist den Plänen für ein orthodoxes Kloster aufgeschlossen, übt aber auch Kritik.

So viel Aufmerksamkeit hat St. Andrä am Zicksee noch nie erlebt. Seit bekannt wurde, dass in der rund 1400-Seelen-Gemeinde das erste orthodoxe Kloster Österreichs errichtet werden soll, ist der kleine Ort im Seewinkel in aller Munde. Selbst Papst Franziskus meldete sich in einem Schreiben an seinen "verehrten Bruder Bischof Ägidius Zsifkovics" zu Wort, dankte darin der Pfarre St. Andrä für die "wohlwollende und großherzige Unterstützung" und erteilte ihr ihren Segen.

Historisches Ereignis

Für Bürgermeister Erich Goldenitsch ist dies eine historisch Sache. "Es ist eine große Ehre für die Gemeinde, dass uns der Heilige Vater seinen Dank ausspricht." Auch der Besuch des Ökumenischen Patriarchen Bartholomaios I. vergangene Woche war für den Ortschef ein einzigartiges Ereignis. Das Treffen mit den orthodoxen Priestern sei gut verlaufen. "Es waren alle gesprächsbereit."

Obwohl Goldenitsch dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber steht, sind für ihn noch viele Fragen offen. "Leider hat uns die Diözese erst sehr spät über ihre Pläne informiert. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Gemeinde und auch die Bürger hätten sich vorab mehr Informationen gewünscht und wären gerne mehr in das Projekt miteingebunden worden."

Der Bürgermeister ist von der Diözese enttäuscht und hofft in Zukunft auf eine bessere Zusammenarbeit. "Der Gemeinderat muss die Umwidmung des Grundstückes einstimmig genehmigen. Dafür hätten wir gerne gewusst, was genau geplant ist." Und er betont: "Es wird nichts ohne die Bevölkerung gemacht."

Pfarrgemeinderat Manfred Seywerth kann die Kritik des Bürgermeisters nicht verstehen. "Wir haben die Anrainer vorab informiert und Postwurfsendungen an alle Haushalte verschickt. Ich weiß nicht, was wir noch hätten tun sollen."

Seywerth versichert, dass das Kloster nur eine kleine Fläche des Grundstückes einnehmen und niemanden die Sicht nehmen wird. Es soll sich harmonisch in die Landschaft einfügen.

Aufschwung erwartet

Michael Kaintz, Rechtsanwalt aus St. Andrä stimmt der Meinung des Bürgermeisters zu, sieht aber in der Errichtung des Klosters vor allem eine Aufwertung für die Region. "Ja, die Informationen wurden uns ungeschickt mitgeteilt, aber ich sehe es für die Gemeinde sehr positiv."

Auch Vizebürgermeister Andreas Sattler erhofft sich durch das Kloster einen Aufschwung für die Gemeinde. "Für St. Andrä als Tourismusort wird es sich sicher positiv auswirken."

Eine, die von den Plänen der Diözese unmittelbar betroffen sein wird, ist Susanna Bankl. Die 77-Jährige wohnt direkt gegenüber dem Grundstück, auf dem das Kloster errichtet werden soll. "Ich habe überhaupt nichts dagegen. Im Gegenteil, ich glaube, dass uns das Kloster sehr viel bringen wird. Wir glauben alle an Gott. Das verbindet."

Elisabeth Warady betont eine weitere Gemeinsamkeit: "Der Heilige Andreas ist unser Schutzpatron und auch Gründer der orthodoxen Kirche." Bedenken hat sie jedenfalls keine: "Wir hatten noch nie ein Kloster, aber es wird wohl nichts Gefährliches sein", schmunzelt sie.

Zum Kloster

Brücke zwischen Ost und West Die Diözese Eisenstadt hat der Griechisch-orthodoxen Kirche in Österreich ein kirchliches Grundstück in St. Andrä am Zicksee zur Verfügung gestellt. Dort soll das erste orthodoxe Kloster Österreichs entstehen. Das neue Kloster solle zur Einheit der Christen beitragen, betonte Patriarch Bartholomaios bei seinem Besuch in Eisenstadt. Die Wahl des Grundstückes hat Arsenios Kardamakis, Metropolit von Austria und Exarch von Ungarn und Mitteleuropa getroffen. In der Klostergemeinschaft sollen bis zu zehn orthodoxe Mönche leben, die laut Arsenios alle Deutsch sprechen sollen.

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