Schlag der Polizei gegen internationalen Drogenring

Ermittlungen der Suchtgiftgruppe Neusiedl am See, Juni 2016
Die Gruppe war überwiegend in der Goa-Techno-Szene aktiv.

Die Anbahnung erfolgte stets bei Goa-Technopartys: Ein Kanadier, ein Schwede und ein Italiener haben bei derartigen Veranstaltungen nach potenziellen Abnehmern von Drogen gesucht. Auch in Österreich fädelten sie lukrative wie illegale Geschäfte ein. Ermittlungen des Bezirkspolizeikommandos Neusiedl am See führten aber zur Zerschlagung der international tätigen Bande und zu zahlreichen Festnahmen. Alle drei Haupttäter sitzen in Österreich in Haft, wie Bezirksinspektor Martin Tonweber bei einer Pressekonferenz am Mittwoch in Neusiedl am See berichtete. Für den 62-jährigen Kanadier und den 36-jährigen Italiener mit Hauptwohnsitz in Indien haben die Handschellen schon vor längerem geklickt. Das Duo, das bei der Festnahme Suchtmittel bei sich führte, wurde bereits zu langjährigen Haftstrafen verurteilt.

"Stoff" im Schwarzmarktwert von rund einer Million Euro

Ihr 41-jähriger Partner aus Schweden wurde bei seinem letzten Österreich-Besuch observiert und schließlich Ende Mai auf Basis eines EU-Haftbefehls in Marseilles geschnappt. Seine Auslieferung erfolgte vergangene Woche. Allein hierzulande soll die Gruppierung mit ihren Komplizen "Stoff" im Schwarzmarktwert von rund einer Million Euro in Umlauf gebracht haben. Konkret könne ihnen die Polizei den Handel von (gerundet) 4,4 Kilo Kokain, 13.000 LSD-Trips, sieben Kilo Amphetaminen, drei Kilo der chemischen Droge MDMA, 21 Kilo Cannabisblüten und 200 Gramm Heroin nachweisen. Auslöser für die Ermittlungen war ein Hinweis im Zuge einer Amtshandlung im Bezirk Neusiedl im Burgenland. "Schritt für Schritt" führten die Erhebungen zum Drogenring, schilderte Tonweber der APA. "Nach mehreren Monaten konnten wir die Drahtzieher ausforschen." Diese besuchten sogenannte Raves - Tanzveranstaltungen, bei denen elektronische, sehr rhythmische Musik mit indischen Einflüssen gespielt wird - und knüpften zunächst persönliche Kontakte.

32 Verdächtige

Via E-Mails, Social Media oder Telefon wurden die weiteren Modalitäten geklärt. Die Haupttäter reisten bei entsprechend großem Interesse an Drogen nach Österreich, um die Abwicklung der Deals zu organisieren. Zum Teil brachten sie selbst die Suchtmittel per Bahn oder Flugzeug mit, zum Teil wurde die Ware auf dem Postweg an Kontakt- oder Bunkeradressen geschickt. Bei Hausdurchsuchungen in mehreren Bundesländern stellte die Polizei 3,5 Kilo Amphetamin, 2,7 Kilo Cannabis, 2.000 LSD-Trips, 180 Gramm Kokain und 400 Gramm MDMA sicher (gerundete Angaben). Außerdem stießen sie auf hohe Bargeldbeträge und verbotene Waffen wie Totschläger und Schlagringe. 32 Verdächtige - Staatsangehörige aus Österreich, Deutschland, Polen, Italien, Schweden, Kanada und Serbien - wurden in Österreich ausgeforscht, 26 davon in diverse Justizanstalten eingeliefert und zum Teil bereits verurteilt.

Das Trio war international gut vernetzt und in der weltweiten Techno-Goa-Szene umtriebig. Die Drogen kamen aus Indien, den Niederlanden und den USA. Aufgrund des hohen Reinheitsgehaltes gehen die Ermittler davon aus, dass die Männer direkten Kontakt zum Erzeuger der Suchtmittel hatten. Wie viel man außerhalb Österreichs umsetzte, müssen internationale Folgeermittlungen klären.

Kommentare