Rote Riege soll bis 2020 bleiben

Auf ein Neues: Landeshauptmann Hans Niessl (2. v. li.) hält an den Landesräten Verena Dunst, Helmut Bieler und Peter Rezar fest
Wie erwartet, geht Niessl mit den Landesräten Dunst, Bieler und Rezar in Wahl

Das neue Team ist das alte, pardon: "bewährte". Was dem KURIER schon vor Wochen aus SP-Parteikreisen bestätigt wurde, ist seit Donnerstag fix: Landeshauptmann Hans Niessl (62) geht wieder mit den Landesräten Peter Rezar (58), Helmut Bieler (61) und Verena Dunst (56) in die Landtagswahl: "Wir setzen auf Stabilität".

Dass der Landeschef ursprünglich auch neue Köpfe in seine seit 2000 unveränderte Mannschaft holen wollte, war zwar seit längerem ein offenes Geheimnis, bei der Präsentation im Roten Haus in Eisenstadt kam das Thema aber nur auf Nachfrage aufs Tapet.

Kurz & intensiv

Nach seiner eigenen Entscheidung wieder anzutreten, habe man sich zusammengesetzt und eine "kurze und intensive Diskussion" geführt, erläuterte Niessl. "Das Ergebnis war ganz klar und einhellig: ja, wir machen weiter." Er freue sich, versicherte der Parteichef, denn "das Team hat gezeigt, dass es Politik kann".

Allerdings: Die Mitglieder des roten Regierungsteams hatten auch gezeigt, dass sie das Feld nicht freiwillig räumen. Am Tag nach Niessls Ankündigung wieder zu kandidieren, hatte Finanzlandesrat und Oberwarts Bezirkschef Bieler seine Bereitschaft weiterzumachen deponiert. Soziallandesrat Rezar holte sich wenig später die Rückendeckung seines Oberpullendorfer Bezirkspräsidiums und auch Frauenlandesrätin Verena Dunst, die nicht nur Güssinger Bezirksvorsitzende, sondern auch Landesfrauenchefin ist, machte keine Anstalten abzutreten.

Laut Niessl soll es auch während der kommenden Legislaturperiode von 2015 bis 2020 keinen Wechsel geben: "Wir machen keine halben Sachen". Und er geht davon aus, dass Klubchef Christian Illedits und Landtagspräsident Gerhard Steier bleiben.

2020 wäre Niessl 20 Jahre im Amt, länger (von 1966 bis 1987) stand nur Theodor Kery an der Spitze. Ob er dann noch einmal antritt? Zuerst sei der Wähler am Wort, vor dem er "große Demut habe" und so weit in die Zukunft wolle er wirklich nicht blicken, sagte Niessl lachend.

Mai 2015

In Anspielung auf die FPÖ, deren Parteivorstand Hans Tschürtz wieder zum Spitzenkandidaten nominiert hat, wies Niessl darauf hin, dass rote Bewerber durch drei geheime Abstimmungen – Bezirk, Parteirat, Landesparteitag – müssten. Der Landesparteitag soll im Herbst stattfinden, im Spätwinter der Parteirat folgen.

Und die Landtagswahl? "Wir gehen davon aus, dass im Mai 2015 gewählt wird", ist Niessl einer Meinung mit seinem für den Wahltermin zuständigen ÖVP-Vizelandeshauptmann Franz Steindl, der "keinen Grund" für eine Vorverlegung sieht.

Als Fußballer war Hans Niessl meist Verteidiger, auch als Politiker verteidigt der SPÖ-Landeshauptmann lieber das Erreichte als einen überraschenden Spielzug nach vorne zu wagen – und dabei womöglich den Ball an den Gegner zu verlieren.

Deshalb hat der seit 2000 amtierende Verteidiger roter Mehrheiten einen offenen Machtkampf mit seinen drei Landesräten vermieden, die partout nicht vom Spielfeld wollten. Die Gefahr, durch innerparteiliche Scharmützel den seit 1964 ohne Unterbrechung besetzten Landeshauptmannsessel zu verlieren, schien dem Pragmatiker Niessl zu groß.

Er sei an Lösungen interessiert, nicht an Visionen, hat der Seewinkler einmal gesagt. Ob diese Lösung auch den Burgenländern gefällt, wird die Landtagswahl zeigen.

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