Schüsse auf jungen Uhrmacher: Sechs Jahre Haft

Der 27-Jährige Angeklagte vor Beginn des Prozesses
Nicht rechtskräftig: Slavko P. wurde wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang verurteilt.

Die Spannung war auch am zweiten Tag im Mordprozess rund um den im November 2005 verübten Überfall auf den Eisenstädter Juwelier Hohensteiner im Gerichtssaal spürbar. Donnerstagnacht hatte das Warten ein Ende: Die Geschworenen sprachen Slavko P. mit 5:3 Stimmen vom Vorwurf des Mordes frei: Er wurde nicht rechtskräftig wegen Körperverletzung mit tödlichem Ausgang und schweren Raubes zu sechs Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Es handelt sich dabei um eine Zusatzstrafe zu jener Verurteilung, die er im Jänner in Madrid wegen Raubes ausgefasst hatte. Damals wurde er zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt.

Staatsanwalt Christian Petö hatte dem 27-jährigen Serben schweren Raub und Mord an dem jungen Uhrmacher Bernd Riedl zur Last gelegt. Slavko P. zeigte sich zu Prozessbeginn zum Raubüberfall, bei dem er und seine Komplizen Uhren im Wert von 448.910 Euro erbeutet hatten, geständig. Auf den 22-jährigen Uhrmacher, der im Vorjahr an den Folgen der Verletzungen starb, wollte er aber nicht geschossen haben. Es sei der „vierte Mann“ gewesen, ein Komplize, der aus derselben Stadt in Serbien komme wie er.

Der ominöse„Vierte“

„Wir sind stets von drei Tätern ausgegangen. Ein vierter Mann kommt in den Ermittlungen nirgends vor“, erklärt hingegen der Ermittlungsleiter. Von dem Trio habe man im Fluchtauto auch DNA-Spuren gefunden, eine vierte DNA-Spur gebe es nicht.

Einer der drei, Ilija B., wurde, wie berichtet, vor Kurzem wegen eines Behördenfehlers drei Jahre zu früh aus der Haft entlassen. Er ist nach Serbien ausgereist.
Gespannt warteten die Zuhörer auch auf die Aussage der Mutter des vom Angeklagten genannten Todesschützen. Die 49-jährige Serbin erklärte, ihr Sohn habe sich ihr anvertraut. Er habe ihr gestanden, „2005 auf einen Burschen geschossen zu haben“. Der „vierte Mann“ konnte nicht selbst befragt werden, er kam 2011 bei einem Unfall ums Leben.

Es sei ihre „moralische Verpflichtung, die Aussage zu machen“, so die Zeugin. Für die Verteidigerin des 27-Jährigen, Heike Sporn, seien nach zwei Prozesstage „viele Zweifel offen“. „In diesem Verfahren gibt es sehr viele Unklarheiten.“ Für Staatsanwalt Petö gibt es „keinen Anhaltspunkt für die Vier-Täter-Theorie“.

„Ich bin fest überzeugt, dass der Angeklagte der Todesschütze ist.“ Der 49-jährigen Zeugin schenkte er keinen Glauben: Sie hat uns belogen.“ Petö forderte die Höchststrafe für den 27-Jährigen, „um dem bedauernswerten Opfer und seiner Familie einen kleinen Teil an Gerechtigkeit zurückzugeben“.

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