Motorrad-Ausflug in vergangene Zeit

Motorradfreak Pingitzer (l.), mit Sohn Patrick, veröffentlicht sein neues Buch mit alten Fotos.
Der Kobersdorfer Norbert Pingitzer erzählt die Geschichte(n) der Zweirad-Kultur im Burgenland.

Kraftfahrzeuge aller Art – das ist die große Leidenschaft von Norbert Pingitzer. Schon als Bub sei er von Motorrädern fasziniert gewesen, konnten diese doch alle Sinne ansprechen. "Man kann sie sehen, hören, fühlen und auch riechen. Letzteres früher noch mehr als heute", scherzt der Autor. 40 Jahre lang hat Norbert Pingitzer – er wurde in Wr. Neustadt geboren, hatte in Mattersburg ein Geschäft und lebt jetzt in Kobersdorf – Material rund um das Thema gesammelt. Das Ergebnis gibt es nun als Buch mit dem Titel "Motorräder im Burgenland", erschienen im Heimat Verlag.

In dem Erstlingswerk des Burgenländers, das chronologisch aufgebaut ist, erfährt der Leser auf 156 Seiten Wissenswertes über die Entwicklung des Motorrades und die verschiedenen Marken. Gespickt sind die historischen Schilderungen mit 400 Fotos, die Pingitzer über Jahrzehnte hinweg gesammelt hat.

Der Startschuss für seine Recherchen fiel im Jahr 1885, als Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach das erste Motorrad der Welt konstruierten. Was die Motorisierung des Burgenlandes anbelange, so Pingitzer, sei die Entwicklung hinter jener Österreichs zurückgeblieben. Ein Aufholprozess habe 1921 begonnen, als das Burgenland zu Österreich kam.

Anekdoten

Der Leser erfährt auch Anekdoten, wie jene von einem der ersten Motorradbesitzer des Burgenlandes. 1912 habe der Schlossermeister Anton Rottensteiner aus Mattersburg ein gebrauchtes Puch-Motorrad erworben. "Als er, wie damals notwendig, durch Anschieben starten wollte, konnte er nach dem Anspringen nicht mehr aufsitzen und das Motorrad fuhr in einen Marktstand", schilderte Rottensteiners Sohn Anton junior.

Seine Recherchen hätten ihn quer durchs Land geführt, erzählt Pingitzer. Besonders in Erinnerung geblieben seien ihm Schilderungen eines Schwerkranken. "Er hat mir am Sterbebett davon erzählt, wie er mit seinem Vater um die Jahrhundertwende (Beginn des 20. Jahrhunderts, Anm.) mit dem Motorrad gefahren ist. Das war sehr berührend."

Beißende Hunde

Ganz zu Beginn ihrer Entwicklung seien die Motorräder recht langsam unterwegs gewesen, weiß Pingitzer aus Erzählungen. "Die Leute haben mir geschildert, wie schwierig es war, mit dem Motorrad den hinterher laufenden Hunden zu entkommen." Als Schutz vor den beißenden Vierbeinern hätten sich die Besitzer der motorisierten Zweiräder spezielle Lederhosen gefertigt. Auch Reifenpannen habe es ständig gegeben. Daran sei die Beschaffenheit der Straßen sowie das mangelhafte Gummimaterial Schuld gewesen.

Seine erste "Maschine" hat sich Pingitzer als 17-Jähriger gekauft. "Mit meinem Freund habe ich sie um 500 Schilling erworben. Die Eltern hat der Schlag getroffen, es war ja nicht ungefährlich." Heute hat Pingitzer sechs Motorräder in seiner Sammlung, darunter eine NSU 500T, Baujahr 1928. Auch das nächste Buch über Personenkraftwagen ist bereits in Arbeit.

Das Werk ist im Buchhandel erhältlich.

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