Mehr Hebammen braucht das Land

Hebammen wollen für verantwortungsvollen Job entsprechend entlohnt werden
Burgenland-Spitäler nicht erste Wahl, weil Lohn in anderen Bundesländern viel höher ist.

Melanie Wagner aus Olbendorf im Südburgenland ist 26 Jahre jung und möchte Hebamme werden. In zwei Jahren wird sie mit ihrer Ausbildung an der Fachhochschule Campus Wien fertig sein. Doch statt zurück in ihre Heimat zu gehen und im Krankenhaus Oberwart zu praktizieren, spielt die Studentin mit dem Gedanken sich im benachbarten Spital in Hartberg in der Steiermark zu bewerben. "Dort würde ich zwischen 300 bis 700 Euro brutto mehr verdienen", erklärt Wagner.

Im Burgenland verdiene die Berufsgruppe der Hebammen "deutlich weniger als in den angrenzenden Bundesländern, weil hier das Gehaltsschema noch nicht an das der Berufe im medizinisch technischen Dienst angepasst wurde", erklärt dazu die Vorsitzende der Landesgeschäftsstelle Burgenland der Hebammen, Beate Kayer. Im östlichsten Bundesland gebe es als Folge einen Mangel an Arbeitskräften. Gebärende und ihre Babys könnten aus diesem Grund "nicht optimal betreut werden", kritisiert Kayers Kollegin Ursula Gessner.

Es sei wissenschaftlich erwiesen, dass die Zeit unmittelbar nach der Geburt ausschlaggebend für eine gute Mutter-Kind-Beziehung und das Stillverhalten ist. Deshalb bräuchten Mama und Baby eine Hebamme, die ausschließlich für sie zuständig ist. Macht eine Hebamme alleine Nachtdienst – wie es derzeit in burgenländischen Spitälern Usus wird – könne sich diese nur eingeschränkt um Mutter und Kind kümmern, so Kayer. "In der Nacht kann es wirklich manchmal knapp werden", gibt die Pflegedirektorin des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder Eisenstadt, Brigitte Polstermüller, zu. Doch derart stressige Nachtdienste mit nur einer Hebamme sollen im Krankenhaus Eisenstadt bald Geschichte sein.

Nächstes Monat läuft ein Probebetrieb mit zwei Nachtdiensten an. Damit wird auf die steigenden Geburtenzahlen in den letzten drei Jahren reagiert. Gab es 2013 noch 909 Entbindungen, waren es im Vorjahr 995. Pro Nacht gibt es im Schnitt drei Geburten. Den Anstieg führt die Pflegedirektorin u.a. auf viele Ungarinnen zurück, die in Österreich arbeiten und versichert sind und daher auch hier entbinden.

Sie ist sich sicher, dass die ausgeschriebenen Stellen bald besetzt werden können, aus dem Vollen schöpfen kann sie dabei aber nicht. "Wir haben bestimmt nicht 100 Bewerber, aber wir freuen uns über jede einzelne", sagt die Leiterin des Pflegebereiches.

Gehaltsverhandlungen

Damit sich die Situation verbessert, bedarf es neben einer Gehaltsanpassung auch einer Ausbildung im Land. Man befasse sich gerade damit eine eigene Ausbildungsstätte zu errichten, verrät Polstermüller. René Martin Schnedl, Geschäftsführer der Burgenländischen Krankenanstalten GmbH (KRAGES) bestätigt, dass es Pläne gibt. Die Gehaltsverhandlungen seien im Laufen, "die KRAGES arbeitet an einem Gesamtkonzept für alle diplomierten Kräfte", verspricht Schnedl.

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