Mattersburg darf nicht „Big Texas“ werden

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Ausländer im Bezirksvorort spüren keinen Hass. In der Disco wird manchmal gestänkert.

Ich liebe Mattersburg. Ich lebe hier seit 20 Jahren. Von Problemen mit Österreichern kann keine Rede sein. Ich könnte mich auch nicht erinnern, dass es in meiner Kindheit, ob im Kindergarten oder in der Schule, irgendwelche Wickl’n gegeben hätte“, sagt Sezer Ceri, der im Bezirksvorort ein Kebab- und Pizzahaus betreibt und türkischer Staatsbürger ist. Österreicher ist er deshalb nicht, weil er es abgelehnt hatte, den obligatorischen Deutschkurs für die Erhaltung der österreichischen Staatsbürgerschaft zu belegen. „Ich bin hier neun Jahre in die Schule gegangen, das wird doch wohl für meine Deutschkenntnisse reichen, oder“, fragt der 30-Jährige.

Die abgegebenen Schüsse auf die beiden Wohnungen – Sezer ist mit Ebru C. im weiteren Sinne verwandt – findet er „mehr als traurig“. Ob der gefasste Schütze Probleme mit Ausländern habe, wie in Mattersburg kolportiert wird, das interessiere ihn nicht. „So etwas tut man nicht. Nicht gegen Türken, Serben oder Österreicher.“

Keine Probleme

In 182 Wohnungen der OSG-Siedlung in der Wiener Straße leben neun Nationen. Für den Hausverwalter, Dieter Dorfmeister, steht die Welt nach dem Schussattentat zwar nicht Kopf, er wundert sich trotzdem. Es habe, so Dorfmeister, bis jetzt keine Probleme gegeben. Für ihn sei dieser Fall „bedauernswert“. Rassismus oder Ausländerfeindlichkeit sei seiner Meinung nach nicht zu spüren: „Dass es da und dort zu Streitereien kommt, das ist bei so einer großen Anlage wohl normal.“

Mittlerweile wird in der türkischen Community nicht mehr von Little Istanbul (von den Mattersburgern erfunden für die Siedlung in der Wiener Straße) gesprochen, sondern von Big Texas. „Weil hier geht es ja zu wie in Amerika“, sagt Sezer. Zwar mit einem Lächeln auf den Lippen, aber einen wirklich zufriedenen Eindruck macht er im KURIER- Gespräch nicht.

Der 30-Jährige steht aber auch nicht an, zu sagen, dass so manche Jugendliche türkischer Herkunft sich „Stückerln leisten, die nicht okay sind.“ Vor allem in der Disco können sie manchmal unangenehm sein. Als Beispiel nennt er das P 2 in der Arena. Eine Mutter aus Marz kann das bestätigen. Ihr Sohn habe schon öfters von „Rangeleien“ gesprochen. Mo Lakfif, Chef der Disco P 2, sieht das differenzierter. „Natürlich gibt es Stänkereien. Doch in welcher Disco gibt es die nicht?“ Das habe mit Ausländern nichts zu tun.

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