Jugendheim spaltet Tourismusort

Bürgermeister Rohrer: „Wollen die WG nicht in Lutzmannsburg“
Bürgermeister überlegt Volksbefragung zu sozialpädagogischer Wohngemeinschaft

Die 850-Seelen-Gemeinde Lutzmannsburg zieht jährlich durch die Sonnentherme Hunderttausend Gäste, darunter Babys und Kleinkinder, an. Eine mögliche Ankunft von 16 Jugendlichen, sorgt derzeit im Dorf nicht bei allen für Begeisterung.

Für 16 Burschen im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren will Hans Klingbacher in Lutzmannsburg eine Sozialpädagogische Wohngemeinschaft (WG) einrichten. Klingbacher, der in Eisenstadt als Jugendkoordinator tätig war, hat für das Vorhaben ein pädagogisches Konzept sowie einen Finanzierungsplan parat. Ein Dutzend Personen, darunter auch geschulte Betreuer, soll für das Wohlergehen der Burschen, die nicht bei ihren Eltern aufwachsen können, sorgen. Als Standort hat Klingbacher ein ehemaliges Seminarhotel ins Auge gefasst.

Bei einer Informationsveranstaltung zu dem Projekt gingen am vergangenen Sonntag die Wogen hoch. Bürgermeister Christian Rohrer von der aktiven Dorfliste ist kein Befürworter des Projekts, wie er erklärt. In anderen Ortschaften sei bei vergleichbaren Projekten die Integration von Jugendlichen gescheitert. „Burschen in diesem Alter haben eine unbändige Kraft“, sagt Rohrer, der durch den Zuzug der Jugendlichen, die „aus schwierigen Familien kommen“, eine Steigerung der Kriminalität im Ort befürchtet. Er überlegt, dazu eine Volksbefragung durchzuführen.

Chance geben

ÖVP-Vizebürgermeister Günther Toth sieht die Angelegenheit aus einem anderen Blickwinkel: „Ich finde es nicht gut, dass da Ängste geschürt werden. Die Jugendlichen kommen aus zerrütteten Familien, sie sind ja nicht vorbestraft.“

Das Projekt bringe wirtschaftliche Vorteile für die Gemeinde, Arbeitsplätze würden geschaffen. „Wir sollten dem Projekt eine Chance geben“, meint Toth. Aufgrund seiner Erfahrung als Polizist könne er sagen, dass es bei vergleichbaren WG keine außergewöhnlichen Einsätze gegeben habe.

Projektinitiator Klingbacher will sich nun mit den Verantwortlichen in der Landesregierung in Verbindung setzen, die WG müsste vom Land finanziert werden.

Laut Büro des zuständigen Landesrates Peter Rezar (SPÖ) gibt es noch keinen offiziellen Antrag. Würden die Auflagen erfüllt, werde eine Bewilligung erteilt.

Im Burgenland gibt es derzeit mehr als 300 Plätze für Kinder und Jugendliche in Sozialpädagogischen Wohngemeinschaften.

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