Letzte Runde in vielen Gaststuben

Fritz Baier hat seinen Betrieb in Drumling an seinen Sohn übergeben der ihn weiterführt, vielerorts müssen Wirte ihre Betriebe schließen
Wirtschaftskammer will mit Umfrage eines Tourismusforschers das "Wirtshaussterben" ergründen.

"Vor 30 Jahren hat man als kleiner Wirt noch von den Getränken leben können", sagt Fritz Baier. Er hat drei Jahrzehnte sein Gasthaus in Drumling, Bezirk Oberwart, geführt, mittlerweile führt den Familienbetrieb sein Sohn. "Schon mein Urgroßvater war Gastronom", sagt Baier. Früher saß "das Geld lockerer" und die Leute kamen ins Wirtshaus, doch das Geschäft habe sich in den vergangenen Jahren verändert.

Ursachenforschung

Um dem Wirtshaussterben entgegenzutreten, hat die Wirtschaftskammer (WK) Tourismusforscher Peter Zellmann den Auftrag erteilt, die Ursachen für diesen unbefriedigenden Zustand im Land zu erheben. An die 2000 Leute werden befragt. "Die Fragen stellen die Wirte", sagt der Forscher. Und danach werde evaluiert.

Eine Antwort hat Gastronom Baier schon parat: "Ohne gute Küche geht es nicht mehr." Seinen Umsatz macht er zum Großteil am Sonntag mit Familien-, Geburtstagsfeiern und Hochzeiten. Die großen Feste, die es früher gab, würden die Vereine im Ort machen. "Der Wirt wird da nur zum Lückenfüller. Steuern müssen die Vereine keine zahlen." Unter der Woche bleibt die Gaststube meist leer, "da ist es nur mehr eine Liebhaberei."

"Mit sechs Jahren bin ich schon hinter der Pudel gestanden", sagt Tourismus-Landesrätin Michaela Resetar. Die "Wirtshaustochter" wisse wovon sie spricht, wenn es um die Sorgen der Gastronomen gehe: "Das Gasthaus ist ein Ort der Begegnung, und das sollte man erhalten." Burgenlands Tourismus sei zwar auf Schiene, aber Wellness, Therme oder Sport könne nicht alles sein. "Wir müssen aufpassen, dass die Gasthäuser nicht aussterben." Und in der Tat: In den vergangenen 14 Jahren sperrten im Burgenland 116 Gasthäuser zu (siehe Grafik).

Vom Gasthaus zum Pub

Wobei in den vergangenen Jahren die Zahl der Gastrobetriebe sich in der Statistik nicht so stark verschoben haben. Waren es 2001 mehr als 1700 sind es 2014 knapp 1700. Das hänge damit zusammen, dass sich die Berufszweige geändert haben. Vom Gasthaus zum Pub, vom Wirtshaus zum Kebabstand.

Es werde immer schwieriger ein Gasthaus zu führen, so Franz Perner von der WK. "Die Auflagen nehmen überhand." Besonders störe ihn, dass es keine bundesweite Regelung in dieser Richtung gibt. Und dass die burgenländischen Aufsichtsorgane besonders "eifrig sind, viel strenger als zum Beispiel in Niederösterreich", davon ist Perner überzeugt.

Eine Interessensvertretung durch die Wirtschaftskammer sehe Baier nicht: "Die Auflagen sind immer mehr geworden. Das Sozialsystem ist auch schlechter als bei anderen Berufsgruppen. Getan wird nichts."

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