Lehrling über hohe Preise: "Das ist irgendwie ungerecht"

Begusch wusste vorerst nicht, dass sie in einem Haubenlokal lernt.
Die 19-jährige Jennifer Begusch lernt im Haubenlokal "Am Nyikospark" in Neusiedl Koch und Kellner.

KURIER: Warum wollten Sie nicht in einem einfachen Wirtshaus Ihre Lehre machen?

Jennifer Begusch: Wie ich angefangen habe, wusste ich nicht, dass das ein Haubenlokal ist. Ich hab’s bei anderen Lokalen auch probiert, aber hier hat es mit besser gefallen.

Das Haubenlokal Am Nyikospark in Neusiedl am See zählt ja nicht zu den billigsten. Finden Sie die Preise gerechtfertigt?

Eigentlich schon. Hier wird wirklich auf höchstem Niveau und konzentriert gearbeitet. Aber andererseits denk’ ich mir: warum soll ein normaler Mensch, der nicht soviel Geld hat, weil er zum Beispiel eine Familie zu ernähren hat, sich nicht einmal ein Essen in einem gehobenerem Lokal leisten? Das ist irgendwie ungerecht.

Tausende Kinder sterben jeden Tag aufgrund von Unterernährung. Was denken Sie sich dabei, wenn nörgelnde Gäste das Essen zurückschicken?

Schwierig. Als Mensch sollte ich doch ein wenig mitdenken. Aber wenn es vom Geschmack nicht passt, dann verstehe ich das schon, dass man ein Gericht zurückschickt.

Finden Sie das okay, dass in einem burgenländischen Restaurant Meeresfrüchte – von weit hergeholt – serviert werden?

Wenn sie wirklich ganz frisch sind, ja. Denn wenn ich Lust habe auf Meeresfrüchte und extra nach Italien fahre, ist das ja auch nicht so gescheit. Das belastet ja auch die Umwelt.

Die Gäste in einem Haubenlokal sind ja nicht immer die einfachsten?

Ja, das stimmt.

Denken Sie sich manchmal: Nur weil er viel Geld hat, kann er mit mir herumspringen wie er will?

Das ist verschieden. Manchmal sind Gäste da, die viel Geld haben, die sehr freundlich sind. Aber dann gibt es wieder welche, die nicht so reich sind und die führen sich auf, wo ich mir denke: heh, ich bin ja auch nur ein Mensch.

Der Gast ist König, heißt es. Und was ist die Kellnerin?

Keine Ahnung. Vielleicht, dass sie schaut, dass die Gäste zufrieden sind und glücklich aus dem Lokal rausgehen.

Hat Ihnen schon einmal ein Gast auf den Hintern geklopft bzw. wenn es so wäre, wie würden Sie reagieren?

Nein das hab ich noch nie gehabt. Und wenn es passieren würde, würde ich dem Gast höflich, aber bestimmt sagen, dass ich das nicht will, weil es sich nicht gehört.

Der Job in der Gastronomie ist nicht unbedingt familienfreundlich. Samstag, Sonntag Dienst. Ist Ihnen das bewusst?

Ja, ich merk das stark bei mir daheim. Mein Vater ist Polizist und hat auch nicht jedes Wochenende frei. Aber wenn er frei hat, dann macht die Familie etwas gemeinsam. Und da tut es mir schon leid, wenn ich am Wochenende arbeiten muss. Es ist schon schwer, aber wenn man sich zusammenreißt, dann kriegt man es auf die Reihe.

Gibt es so etwas wie ein typisch burgenländisches Gericht und wenn, was wäre das?

Da bin ich überfragt, ich komme nämlich aus Kärnten. Wenn ich mich nicht täusche ist es eine Festtagssuppe oder ein Bohnensterz.

Grenadiermarsch ist das perfekte Rezept, um Essensreste vom Vortag zu verwerten. Fleisch- oder Wurstreste werden mit Nudeln und Kartoffeln gebraten. Soll man Restln dem Gast servieren?

Ich weiß es nicht. Wenn es ein bodenständiges Gasthaus ist, spricht nichts dagegen, es ist ja nichts schlechtes. Und bevor ich es unnötig in Mistkübel schmeiße, kann man es doch essen. In einem Haubenlokal werden sie eher dem Personal serviert.

Was gehört zu einem Kartoffelsalat dazu?

Rote Zwiebel auf jeden Fall, ein Mittelding zwischen süß und sauer.

Wie soll die Panier eines Wiener Schnitzels ausschauen?

Goldbraun.

Besuchen Sie öfters Fast Food Ketten bzw. schmecken Ihnen Hamburger?

Eigentlich selten, manchmal mit Freunden. Und wenn man einen Hunger hat, dann schmecken auch die Hamburger.

Kochen Sie eigentlich privat auch?

Ja, zum Beispiel bei Familienfesten. Das mach’ ich wirklich gerne.

Ist der Gehalt eines Kellnerlehrlings gut?

Mit Trinkgeld ja.

Die 4. Lehrlings-Staatsmeisterschaften für Tourismusberufe in der Berufsschule Altmünster, Oberösterreich, fanden am vergangenen Wochenende statt. Die Ausbeute für die burgenländischen Lehrlinge: fünf Silber- und zwei Bronzemedaillen.

Neu bei den diesjährigen Staatsmeisterschaften waren die so genannten "Mysteryaufgaben". Das Motto lautete "Traditionelles Oberösterreich".

81 Nachwuchskräfte aus allen neun Bundesländern gaben drei Tage lang vor den gestrengen Augen der Juroren Kostproben ihres Könnens. Jedes Bundesland war durch drei Köche, drei Restaurantfachleute sowie drei Hotel- und Gastgewerbeassistenten vertreten.

"Unsere burgenländischen Lehrlinge haben wieder einmal das hohe Ausbildungsniveau eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Die jungen Leute bewiesen in dieser Leistungsschau, dass der burgenländische Qualitätstourismus nachhaltig abgesichert ist", sagt der Obmann der Gastronomie, Kommerzialrat Ernst Horvath. Trotzdem sei es schwierig, gutes, junges Personal für die Gastronomie zu bekommen.

Die Gewinner

Die Silbermedaillen-Gewinner sind:

Naomi Manea aus Oberschützen, Kurbad Tatzmannsdorf AG (Küche)

Jennifer Begusch aus Donnerskirchen, Landgasthaus "Am Nyikospark" Neusiedl am See (Service)

Nadine Radasics aus Mogersdorf, Uhudlerei Mirth in Eltendorf (Service)

Michelle Franaschek aus Ollersdorf, Bernd Strobl in Ollersdorf (Service)

Fabian Schreibeis aus Kottingbrunn, Therme Seewinkel in Frauenkirchen (HGA)

Die beiden Bronzemedaillen-Gewinner sind:

Simon Tausz aus St. Michael, Falkensteiner Balance Resort in Stegersbach (Küche)

Manuel Fuchs aus Unterkohlstätten, Kurbad Tatzmannsdorf (Küche).

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