Kritik an neuem Schülerausweis

Der neue Schülerausweis im Scheckkartenformat, die edu.card
Alter Ausweis soll durch die edu.card ersetzt werden. Das Land spricht von einem "Meilenstein".

Vor Kurzem flatterte allen burgenländischen Schülern bzw. Eltern ein Brief von Landeshauptmann Hans Niessl in seiner Funktion als Landesschulratspräsident und dem amtsführenden Präsidenten Heinz Josef Zitz ins Haus. Die Quintessenz: Jeder burgenländische Schüler bekomme in Kürze einen "fälschungssicheren Schülerausweis im Scheckkartenformat", die sogenannte "edu.card". Die Karte sei "innovativ", vereinfache den schulischen Alltag. Und sie sei kostenlos, denn das Land habe sich entschlossen, diesen "bildungspolitischen Meilenstein", zu finanzieren.

Fragen über Fragen

Einige Eltern sind nicht begeistert von dieser "Zwangsbeglückung". So etwa Katharina Podpera, zweifache Mutter aus Mörbisch am See. Sie sei nicht prinzipiell gegen die edu.card, aber sie wolle nicht "blindlings" etwas entgegennehmen, von dem sie "Null Information" habe.

Kritik an neuem Schülerausweis
Katharina Podpera,Mutter von zwei Kindern aus Mörbisch am See, übt Kritik an edu.card im Burgenland
Derzeit besitzen ihre Töchter, 12 und 14 Jahre alt, edu.cards, die vom Fotografen der Schule ausgestellt sind. "Was ist das jetzt für eine, da ist kein Hologrammstreifen drauf und auch kein Chip? Bekommen wir jedes Jahr eine neue? Was ist, wenn diese Karte verloren oder gestohlen wird?", Fragen über Fragen, die Podpera gerne vor Ausstellung der Karte beantwortet bekommen hätte. Außerdem kritisiert sie die Kosten: "Hätte man da nicht Sinnvolleres finanzieren können, etwa eine tägliche Bewegungsstunde?"

Was die Kosten betrifft, vergleicht Landesschulratspräsident Zitz mit dem bisherigen Schülerausweis: Dieser koste 1,60 Euro, die edu.card nur 90 Cent. Entscheidend sind für Zitz aber Fälschungssicherheit und Datenschutz: "Bisher haben die Fotografen sämtliche Daten (Name, Alter, Wohnort, Schule; Anmerkung). Künftig werden diese im Landesrechenzentrum gespeichert, das ist mir tausendmal lieber." Die neue edu.card (mit Hologrammstreifen) werde vom Landesschulrat ausgestellt. Der bisherige Schülerausweis sei simpel zu fälschen. Das gehe bei der edu.card nicht mehr.

Multifunktional

Die Karte soll in Zukunft auch mehr Funktionen haben. So sei man mit den Verkehrsbetrieben in Verhandlung, die edu.card künftig für die Schülerfreifahrt zu nutzen. Zitz hofft, dass das ab nächstem Schuljahr funktionieren wird.

Bedenken, dass schon Volksschüler automatisch mit Karte samt Chip für bargeldloses Zahlen ausgestattet werden, kann der Landesschulrats-Chef zerstreuen: "Das Land Burgenland stellt nur die Basiskarte zur Verfügung. Wenn eine Schule diese Zusatzfunktion will, muss sie das im Schulgemeinschaftsausschuss beschließen."

Sollten Eltern die Karte überhaupt nicht wollen, "können sie die edu.card ja wegschmeißen", meint Zitz.

Die edu.card (vom englischen „education“) ist ein Pilotprojekt, das vom Unterrichtsministerium bereits 2002 gestartet wurde. Dabei ist der Schülerausweis im Scheckkartenformat keine österreichische Erfindung, in einigen Ländern Europas ist die Plastikkarte schon länger in Gebrauch.
Auch in Österreich gibt es bereits seit Jahren Schulen, die auf die edu.card setzen. Burgenland ist bis jetzt aber das einzige Bundesland, das die Einführung flächendeckend durchführt und finanziert.
Auf der edu.card können, wenn gewünscht, weitere Funktionen geladen werden. Laut Landesschulratspräsident Zitz werde überlegt, Ermäßigungen des Landes, etwa den Familienpass, auf die Karte zu speichern. Sie könne auch als Zugangskarte, etwa für EDV-Räume in Schulen, dienen.
Wer die edu.card verliert oder wem sie gestohlen wird, muss das nicht bei der Polizei anzeigen. Es reiche, erläutert Zitz, es in der Schule zu melden und sich eine neue zu holen. Der alte Schülerausweis gilt übrigens weiterhin.

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