Konvertierte Muslimin: "Ich wurde auch schon mehrmals angespuckt"

Iman F. aus Loipersbach verteilt den Koran in der Fuzo in Eisenstadt.
Iman F. aus Loipersbach konvertierte zum Islam und verteilt in der Eisenstädter Fuzo den Koran.

Als die damals 14-jährige Iman F. in ihrer Heimatgemeinde Loipersbach vor dem Einschlafen über ihren Glauben nachdachte, kam sie auf keinen grünen Zweig. "Ich wusste nicht, was die Wahrheit ist. Ich grübelte und grübelte, kam aber zu keinem Ergebnis", erinnert sie sich heute, knapp 20 Jahre später. Sie wusste nicht, ob sie die richtige Religion habe. Auf die musste sie erst kommen: Für sie ist es der Islam, zu dem sie vor zehn Jahren konvertierte.

Iman F. steht fast jeden Samstagvormittag in Eisenstadt vor dem Rathaus und verteilt den Koran. Die einzige Frau in Österreich, die so in der Öffentlichkeit auftritt. Sie predigt nicht. Sie will "nur den Menschen den Islam erklären, Vorurteile der Andersgläubigen abzubauen". Der Koran sei ein Buch vom "allmächtigen Schöpfer, es gibt darin Regelungen, die dein Leben ordnen."

Doch die Leute sind nicht immer auf ihrer Seite. Oft hat es die 34-jährige Loipersbacherin schwer. Sie muss sich Flegeleien wie "Schleich di in die Wüste" bis hin zu "ziag di gscheit an" gefallen lassen. "Ich wurde auch schon mehrmals angespuckt." Vor allem ältere Männer seien sehr aggressiv. "Die wollen ihre Wut bei mir ablassen." Die Frauen seien weitaus netter.

Ausnahmen

Doch unter den alten Männern gibt es auch nette, wie zum Beispiel Josef Pendl, der seit "Menschengedenken" Katholik ist: "Ich finde es sehr mutig, dass sich diese Frau für den Islam stark macht. Jeder soll glauben, was er will."

Iman F., mit einem Tunesier verheiratet und Mutter von drei Kindern, ist von ihrem Glauben felsenfest überzeugt. Typische Klischees, wie: "Du musst ja diesen Fetzen tragen" – gemeint ist der Dschilbab (islamische Frauenkleidung) – hört sie einfach nicht mehr: "Es stimmt nicht. Ich trage den Dschilbab freiwillig. Kein Mensch zwingt mich dazu. Schon gar nicht mein Mann." Außerdem stehe im Koran, dass sich die Frau bedecken muss. "Dazu stehe ich. Ich fühl mich so wohl."

Druck wegen ihrer Kleidung erfährt sie bei Vorstellungsgesprächen. Dort werde ihr gesagt, wie sie sich "gefälligst anziehen soll: Denn mit dem G’wandl kriegen Sie bei uns sicher keinen Job".

Unislamisch

Zu den kriegerischen Ereignissen in Syrien und dem Irak meint die 34-jährige Frau: "Ich ersuche das österreichischen Volk, nicht alle Muslime in einen Topf zu werfen. Die Österreicher sollten den Koran lesen, um zu sehen, dass diese Gräueltaten unislamisch sind. Ich distanziere mich von ihnen. Der Koran verbietet Gewalt."

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