Interview: „13 Schädel konnte ich restaurieren“

Imre, Didi, Oberwart, Route 6t6
Im KURIER-Gespräch erklärt Gert Dieter Imre, warum er die Gebeine gesammelt hat

Ich war der letzte, der versuchte, das Ruder der Toten in Richtung Würde zu reißen“, erklärt Gert Dieter Imre, seine Sicht. Er habe schon seit Jahren durch seine Tätigkeit als Fremdenführer Kontakt zum Mesner der Kirche Maria Weinberg gehabt.

„Wir haben ausgemacht, dass ich den Karner reinige und die Gebeine restauriere“, sagt Imre. Er habe sich in das Gebeinhaus abgeseilt und drei Stunden lang in dem alten Gemäuer gearbeitet. Es musste erst eine Menge Schutt und Müll an die Oberfläche gebracht werden, bis überhaupt Gebeine zum Vorschein gekommen seien. Diese habe er eingepackt, um sie zu restaurieren und für die Nachwelt zu erhalten.

Interview: „13 Schädel konnte ich restaurieren“
Imre, Didi, Oberwart, Route 6t6

„In 20 Jahren hätte man gar nichts mehr dort unten gefunden, ich wollte den Gebeinen einen würdigen Platz in meinem Privatmuseum geben“, sagt Imre. Von den 52 Schädeln seien zum Großteil nur mehr Fragmente übrig gewesen. „13 Schädel konnte ich komplett restaurieren“, erklärt Imre, der hunderte Devotionalien aus der Region an den Wänden seiner Oberwarter Wohnung hängen hat.

Privatmuseum

Vor zweieinhalb Monaten wollte der 47-Jährige nach eigenen Angaben schon einen Mitarbeiter des Landesmuseums einladen, um sein Privatmuseum zu begutachten. Zwei Termine seien aber nicht eingehalten worden. „Ich habe nur einen Bruchteil meiner Sachen in der Wohnung und suche eine geeignete Location für ein Stadtmuseum in Oberwart“, sagt Imre, der auch Mitglied der Band „Route 6t6“ ist.

Er hat die Gebeine zwar am Flohmarkt ausgestellt, Geschäfte wollte er allerdings keine damit machen. „Da war ein Zettel, auf dem stand ,Privateigentum und unverkäuflich‘“, sagt Imre. Er wollte nur Werbung für sein Privatmuseum machen. Angezeigt habe ihn ein „Neider“.

Von der Staatsanwaltschaft habe er bis jetzt noch nichts gehört. „Ich wollte nur die menschlichen Überreste in die öffentliche Sicherheit meines Museums bringen“, beteuert Imre, der seinerseits die Kirche anprangert: „Es ist eine Schande, wie die katholische Kirche die Toten behandelt“.

Ein makabrer Fall beschäftigt derzeit die Polizei im Burgenland. Gert Dieter Imre aus Oberwart hat aus einem Gebeinhaus in Maria Weinberg, Bezirk Güssing, Knochen und Totenköpfe mitgenommen.

Immer wieder sei der 47-Jährige bei Führungen in der Wallfahrtskirche dabei gewesen, erzählt Pfarrer Karl Schlögl, der auch die Kirche in Maria Weinberg betreut. „Der Führer dachte sich, er nehme die Gebeine mit, um sie auf ihr Alter zu untersuchen“, sagt Schlögl im KURIER-Gespräch. Durch einen Schacht ist der „Sammler“ in das Gewölbe des Gebeinhauses gestiegen und hat in Plastiksackerl Knochen mitgenommen. Der Oberwarter hat laut Polizei die Gebeine aber nicht untersucht, sondern auf dem Flohmarkt in Kemeten, Bezirk Oberwart, zum Verkauf angeboten.

„Drei Schädel und zwei Oberschenkelknochen wollte er verkaufen“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Bachkönig. So kamen die Ermittler vergangenen Sonntag auch auf die Spur des Mannes. „Es waren umfangreiche Erhebungen notwendig, um dem Täter auf die Schliche zu kommen“ erklärt Bachkönig. Bei einer freiwilligen Nachschau an der Adresse des Oberwarters entdeckten die Beamten dann das makabre „Museum“ aus Totenschädeln und Knochen.

„56 Totenköpfe und 55 Knochen wurden in den Räumlichkeiten des Verdächtigen beschlagnahmt“, erklärt ein Ermittler. Am Dienstagnachmittag sicherte die Tatortgruppe Spuren am Karner in Maria Weinberg. Das Gebeinhaus war nur durch einen schmalen Schacht zu betreten. Ein Tatortermittler stellte fest, dass sich in dem Gewölbe keine Schädel mehr befanden. „In dem Karner wurden schon seit mehr als 30 Jahren keine Menschen mehr beerdigt“, erklärt der Pfarrer.

Ermittlungen

Die Ermittlungen der Polizei gehen jedenfalls noch weiter. Imre ist sich keiner Schuld bewusst (siehe Zusatzbericht oben). Nichtsdestotrotz erhielt der 47-Jährige eine Anzeige wegen Störung der Totenruhe. Die Gebeine sollen wieder in den Karner nach Maria Weinberg zurückgebracht und eingesegnet werden. „Es ist eine traurige Sache“, ist Pfarrer Schlögl erschüttert.

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