Inspiriert vom Dorfleben

In Ruhe malen: Hermann Serient fand in Rohr im Südburgenland vor 50 Jahren den richtigen Ort , um kreativ sein zu können
Hermann Serient lebt in Rohr im Südburgenland. Hier entstehen seine Kunstwerke.

"Als ich 1965 hierher gezogen bin, war alles noch so archaisch", sagt Hermann Serient. Der Künstler, der vor wenigen Tagen seinen 80.Geburtstag gefeiert hat, lebt seit 50 Jahren in Rohr im Südburgenland. Das Land habe eine ungemeine Entwicklung hingelegt.

"Damals wollte ich von der Jazzszene in Wien wegkommen und einen Platz haben, wo ich in Ruhe arbeiten kann", sagt Serient, der in Melk, NÖ, geboren wurde. Er war viel unterwegs, um ein Haus zu finden und im Wirtshaus in Stegersbach bekam er den Tipp, den Bürgermeister von Rohr zu fragen. "Der wusste dann ein Haus, es gab keinen Strom und keine Straße – wir haben es gekauft", sagt Serient. Er und seine Frau zogen in die Provinz. "Als ich sagte, ich sei Maler fragten die Leute ob ich ihre Küche streichen könnte", sagt der 80-Jährige. Doch schnell sprach sich herum, dass dort ein Künstler wohnt.

Eines seiner ersten Werke, das im Burgenland entstand, war für den damaligen Bürgermeister. "Er wollte kein Porträt von sich oder von seiner Frau, sondern von seinem Stier", sagt Serient. Es sei damals der beste Gemeindestier gewesen. "Ich musste genau seine Gesichtszüge studieren, denn der Bürgermeister hätte ihn aus Tausend anderen Stieren heraus erkannt", sagt der Künstler. Der Ortschef war zufrieden und die Integration ins Dorfleben passierte anschließend im Wirtshaus.

Heanzenzyklus

Viele seiner Werke waren inspiriert vom Dorfleben und den Menschen. Berühmt ist sein 1975 erschienener "Heanzenzyklus" in dem er Szenen aus den Dörfern und Porträts malte. "Bei der Vernissage fuhren wir mit mehreren Bussen nach Eisenstadt", sagt der Künstler. Denn die Porträtierten, Nachbarn und Bekannte wollten die Ausstellung sehen. Die Bilder sind heute in der ganzen Welt verstreut, so haben die Heanzen Rohr bereits seit Jahrzehnten verlassen.

Das Heanzenland habe sich seither verändert. "Als Stadtmensch war es damals noch eine abenteuerliche Sache", erklärt Serient. Der Lebensstandard ist gestiegen, viele pendeln jetzt. "Es hat sich alles an die städtischen Gegebenheiten angegliedert", sagt Serient.

Seine Arbeiten sind von Wien bis Tokio Kunstinteressierten ein Begriff. Schon in den 1970er Jahren hatte er Ausstellungen in Japan. Im Moment ist sein Zyklus "Masken und Maskierte" in einer Galerie in Tokio zu sehen. Mehr als 100 Ausstellungen hat der Künstler schon gemacht. Auch in der Landesgalerie Eisenstadt läuft gerade die Ausstellung "artdialog", die er mit dem Fotografen Steve Haider eröffnet hat.

"In meinen Bildern geht es immer um die Gesellschaft und Menschen. Was macht er aus der Umwelt und mit seinen Mitmenschen", sagt Serient. Er selbst bleibt aufgrund seines Alters jetzt öfter in Wien. Trotzdem ist er gerne in seinem Haus und Atelier in Rohr. Eine Straße gibt es und Strom ebenfalls, die Ruhe zum Arbeiten ist bis heute geblieben. Weg vom Schuss ist er in Rohr auch nach 50 Jahren noch.

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